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Henker

| Manuel Zauner |

Historie, heimisch: Im 16.Jahrhundert schwören zwei Waisen einander ewige Freundschaft. Martin, der die Henkerstochter heiratet, wird ihres Vaters Nachfolger, Georg hingegen zum Abt. Als die Inquisition hereinbricht,  stellt der Henker sich gegen seine Herren.

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Henker ist nach langem wieder ein Versuch, großes Kino in Österreich zu produzieren. Großes Kino braucht große Schauspieler – und tatsächlich kann der Film mit internationalen Stars aufwarten. Steven Berkoff (Rambo, Barry Lyndon) spielt den Inquisitor, John Shrapnel (Gladiator) den Erzbischof, mit dabei noch Eddie Marsan (Gangs of New York) und Maria Hofstätter (Hundstage) als Verrückte. Großes Kino benötigt auch ein großes Publikum, und ein solches soll mit einer in beeindruckenden Bildern erzählten Geschichte über Familie, Freundschaft und berufliche Integrität erreicht werden. Der Henker Martin (Nikolaj Coster-Waldau; Kingdom of Heaven) fügt sich nur schweren Herzens in das ihm übertragene Geschäft mit dem Tod. Der Zwiespalt zwischen blindem Gehorsam gegenüber der politischen Macht sowie Freundschaft und Familie lässt ihn nur mit Mühe ein ehrenhaftes Leben führen. Um angesichts einer solchen Problemlage den Bogen zur Gegenwart zu schlagen, bedarf es nicht mehr, als eine Tageszeitung zur Hand zu nehmen.

Die Rolle moderner Folterknechte wird in öffentlichen Prozessen diskutiert. Konflikte der Inquisition erinnern auch an religiöse Fundamentalismen von heute, an Brandbomben, an gesellschaftliche und technische Umbrüche. Das Drehbuch findet allerdings keinen so komplexen Zugang, man hält sich an den Unterschied von Gut und Böse. Martin fällt es nicht schwer, sich für das Richtige zu entscheiden, wenn er zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und spanischer Inquisition wählen muss. Und noch andere Oppositionen bietet der Film an: Das Problem religiösen Wahns wird kontrastiert mit dem naturhaft-romantischen Bild des Glaubens der Wiedertäufer. Der historische und problematische Hintergrund der Geschichte macht einer vordergründigen Familiensaga Platz, die eher Klischees errichtet als einzureißen.

Es scheint, als nähere sich der Film den in ihm anklingenden Motiven so zögernd wie die Kamera dem filmischen Geschehen: Immer wieder fährt sie hinter Gittern, taucht unter Schilf oder Äste ab. Es entsteht der Eindruck, als machten die gekonnt eingesetzten visuellen Analogien nicht nur den Schnitt, sondern auch die Fragen, die sie aufwerfen könnten, unsichtbar. Eine Frage die bestehen bleibt: Sollte Kino, um groß zu sein, nicht auch große Themen diskutieren?