Dokumentarfilm über „Deep Throat“, den 70er-Jahre-Pornofilm, der zum Kult wurde, zum Hassobjekt, zum Fanal für Meinungsfreiheit und zum Auftakt einer industriellen Pornoindustrie.
Inside Deep Throat beleuchtet mit dem Abstand einer Generation die Geschichte dieses Films. Kein Making of, ein Coming of: In Interviews mit damals Beteiligten und mit Intellektuellen wird der Hype reflektiert. Getragen wird der Film von Aussagen alter Männer, die in den 70en entweder jung und wild waren und für die Pornografie Kunst war – oder die das Verbot jeder „Obszönität“ über die Meinungsfreiheit stellten. Trocken, ironisch, fast polemisch kommentiert der Film diese Aussagen, indem er Widersprüche gegeneinander schneidet und damit die nostalgischen Lobeshymnen und Moralpredigten wieder erdet: Der Regisseur Gerardo Damiano, der den alten Zeiten nachtrauert, ein Staatsanwalt, der in den 70ern den Darsteller Harry Reems wegen Obszönität verklagte, ein Kinobesitzer in Florida, dessen Frau auch heute noch Angst hat vor der Mafia. Die hatte den Film vorfinanziert und den hohen Profit direkt von den Kinobetreibern wieder abgepresst. Was wurde aus Hauptdarstellerin Linda Lovelace? Sie führte bis zu ihrem Unfalltod 2002 ein Leben in Tragik, zwischen Pornostar, feministischer Galionsfigur und dem Versuch, etwas ganz anderes zu machen. Harry Reems ist heute Immobilienmakler und wiedergeborener Christ.
Inside Deep Throat reflektiert via Deep Throat über ein Land zwischen Prüderie und Verteidigung der Meinungsfreiheit. In diesem Sinn hatte ein spekulatives Produkt, das Oralsex landesweit als Partygesprächsthema popularisierte, immer auch eine politischen Facette; ironische Querverweise wie das gleichnamige Pseudonym eines hochrangigen Informanten im Watergate-Skandal mögen das bestätigen. Es ist die Geschichte einer Gesellschaft und ihrer sich ändernden Haltungen, zwischen der Libertinage der sexuellen Revolution, dem Verbot des Films aus moralischen und religiösen Gründen, der feministischen Anti-Pornografie-Bewegung (der sich in den späten 70ern auch Linda Lovelace anschloss) und dem Wandel der Pornografie zu einer Industrie.
Deep Throat, so behauptet die Dokumentation, war ein Ausdruck von Freiheit, gegen Zensur, gegen Prüderie – in Originalaufnahmen sieht man vornehme ältere Damen selbstbewusst und stolz ins Kino gehen, um sich „diesen Film“ anzusehen. Und er markierte damit den Anfang der Industrialisierung der Pornografiefilmbranche, gerade weil er mit dem vielen Geld, das er in öffentlichen Vorführungen einspielte, einen nach wie vor hoch lukrativen Parallelmarkt anschob.