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Kathrin Resetarits – Zwischen Gena und Angelina

Zwischen Gena und Angelina

| Andreas Ungerböck |

Die „nicht besonders gute“ Schauspielerin Kathrin Resetarits vertritt Österreich bei der Suche nach dem „European Shooting Star“ im Rahmen der Berlinale.

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Man könnte locker zwei Seiten über Kathrin Resetarits’ strahlend helle Augen, Marke Gletschersee, schreiben, in denen man, wenn man ihr gegenüber sitzt, zu ertrinken droht. Man könnte über ihre Familie (Papa Lukas, Onkel Willi, Onkel Peter, „und ich hab’ auch eine coole Mutter“) schreiben, in ihrer geballten Kreativität und Integrität bestimmt die wichtigste „Promi“-Familie in Österreich. Für Kathrin Resetarits war das, bei aller Liebe, nicht immer leicht: „Aber nicht, dass Leute gesagt haben: ‚Wahrscheinlich hat der Papa bezahlt, damit sie auf die Filmakademie aufgenommen wird’, war mein Problem, sondern dass ich lange dachte, auf der ganzen Welt rennt der Schmäh so wie bei uns zu Hause. Ich habe erst lernen müssen, dass dem nicht so ist.“

Obwohl sie Schauspielerin werden wollte, begann sie 1994 ein Regiestudium, obwohl sie Regie führen wollte, schlitterte sie immer mehr in eine Schauspielkarriere. Neben und nach ihren beiden kurzen RegiearbeitenÄgypten (1997) und Fremde (1999), die zu Recht als herausragend gelten, fand sie sich nur noch vor der Kamera wieder, vor allem bei Barbara Albert – vom Kurzfilm Sonnenflecken über Böse Zellen bis hin zum neuen FilmFallen –, und bei Jörg Kalt (Richtung Zukunft durch die Nacht und Crash Test Dummies). Wie hat man sich die Beziehung zwischen ihr und Barbara Albert vorzustellen? „Das ist kein esoterisches Weiberding, eher sehr handfest. Die Freundschaft hat sich erst über die Jahre entwickelt. Das Schöne ist, dass sie mir Raum lässt und mich trotzdem fordert.“ Anschauen will sie sich das nicht unbedingt: „Ich halte mich für keine besonders gute Schauspielerin“, sagt Resetarits ohne Koketterie, sondern mit jener erdigen Direktheit, die sie als Angehörige der überschaubaren No-Bullshit-Fraktion des heimischen Kulturgetriebes ausweist.

Fragt man sie nach Schauspielerinnen, die sie beeindrucken, ist man bei Gena Rowlands („vor allem in den Filmen von John Cassavetes“) wenig überrascht, bei Angelina Jolie eher schon. „Angelina Jolie ist irgendwie toll, so weiblich, so stark, so hübsch. Ich habe sie in dem ansonsten unerträglichen Film Girl, Interrupted [James Mangold, 1999] gesehen, da hat sie mich schwer beeindruckt – im Gegensatz zu Winona Ryder, die alle toll finden und ich nur schrecklich. Jolie schafft in diesem Film für mich etwas, was mir in Hollywood-Filmen noch nie passiert ist, weil die immer nur auf sich selbst verweisen: Sie erinnert mich an reale Menschen, die ich in meiner Kindheit und Jugend gekannt habe.“

Gewinnt beim Spielen nicht doch die Regisseurin Resetarits manchmal die Oberhand? „Da muss ich mich sehr zusammenreißen, weil ich doch so goschert bin.“ Der Langfilm, den man von ihr schon lange erwartet, wird so bald nicht realisiert werden: „Einerseits will ich das natürlich machen, andererseits bin ich so faul und voller Skrupel.“ Immerhin stellt sie endlich ihre dritte Regiearbeit fertig, den rund 30-minütigen Essayfilm Ich bin ich(Arbeitstitel), der bei der Diagonale im März seine Premiere erleben wird. Vorher fliegt sie anlässlich der Berlinale in die deutsche Metropole, um als österreichischer Beitrag beim Aufmarsch von rund 20 europäischen „Shooting Stars“ dabei zu sein. Und? „Ich weiß auch nicht, was mich  erwartet. Aber ich glaube, es wird lustig, und ich bin eh gern in Berlin.“ Casting-Agent Markus Schleinzer hat sie jedenfalls vorgewarnt: „Er sagt, auf den Fotos der letzten Jahre sieht man die ‚Shooting Stars’ vor allem beim Essen, mit offenem Mund. Ich darf also nicht zuviel fressen.“