ray Filmmagazin » Melodrama » Brokeback Mountain

Brokeback Mountain

Brokeback Mountain

| Barbara Schweizerhof |

Ang Lee erzählt mit Anleihen am Westerngenre das Drama einer unmöglichen Liebe zweier Männer im Wyoming der 60er Jahre. Großartige Landschaften drücken aus, was Worte nicht fassen können.

Werbung

 

Irgendetwas ist dran an der Kombination von Schwulsein und Cowboytum, das besonders intensive Reaktionen auslöst. Das rührt nicht etwa daher, dass das Machohafte, das dem Beruf anhängt, den vermeintlichen Attributen des Homosexuellen so sehr widersprechen würde, sondern, im Gegenteil, daher, dass das eine dem anderen so nahe ist. Die Männergemeinschaft in der Wildnis in ihrer ganzen pseudo-nostalgischen Marlboro-Ästhetik ließ schon immer Gedanken aufkommen, die stets besonders heftig abgewehrt werden mussten.

Ang Lee ist mit seiner Verfilmung das Kunststück gelungen, diesen Abwehrreaktionen alle Energie zu nehmen. Einmal mehr erweist er sich als Meister der Diskretion. Was bei Annie Proulx als lakonisch-unsentimentale Geschichte angelegt ist, die ihre Kraft aus der Kürze und Unverblümtheit der Sprache zieht, dehnt sich bei Ang Lee zum Epos aus, in dem Landschaftsaufnahmen ausdrücken, was Worte nicht fassen können und so jene ergreifende Melancholie erzeugen, die man sonst nur im großen Western findet .

Der Film beginnt mit einem Sommer in den frühen 60er Jahren. Jack und Ennis, zwei junge Cowboys aus ärmlichen Verhältnissen, verlieben sich beim gemeinsamen Arbeiten in den einsamen Bergen Wyomings. Doch ein Zusammenleben ist unvorstellbar, sowohl in den Augen ihrer repressiven Umgebung als auch für die beiden selbst. So gehen sie getrennte Wege, heiraten, werden Väter – und kommen doch nie voneinander los. Über zwanzig Jahre treffen sie sich, um gemeinsam in die Berge zu fahren, immer zu selten, immer zu kurz. Und immer kontrastiert die Einsamkeit und Weitläufigkeit der rauen Berglandschaft mit dem Druck der Verhältnisse, die dieser Liebe keinen Raum lässt.

Dass es in Brokeback Mountain weniger um Sex als um Liebe geht, hat man dem Film auch schon vorgeworfen. Dem breiten Publikum ist es recht so, obwohl der Film in einem doch sehr deutlich ist: Er zeigt, wie Leben kaputt gehen, wenn die Liebe darin keinen Platz findet. In der Darstellung dieses schleichenden Prozesses der Selbstzerrüttung finden Heath Ledger und Jake Gyllenhall zu schauspielerischem Nuancenreichtum, den man so von keinem der beiden erwartet hätte.

In Proulx’ Geschichte findet sich der bittere Leitsatz: Was man nicht ändern kann, muss man aushalten. Die Schönheit der Bilder von kargen, ärmlichen Landschaften bei Ang Lee ist da fast noch grausamer.