ray Filmmagazin » Filmkritiken » American Dreamz

American Dreamz

American Dreamz

| Harald Mühlbeyer |

„American Dreamz“ ist eine erfolgreiche Superstar-Talentshow, in deren Jury sogar der US-Präsident sitzt.
Blöd nur, wenn einer der Kandidaten sich als Terrorist entpuppt.

Werbung

Paul Weitz, der mit der Klamotte American Pie angefangen hat, entwickelt sich mehr und mehr zum politischen Komödienregisseur, der gesellschaftliche Probleme aufgreift, ohne sie einfachen Lösungen im Sinne des Eskapistisch-Komischen zuzuführen. Darin ist Weitz der derzeit einzige legitime Nachfahre von Billy Wilder in Hollywood (auch wenn es ihm an erzählerischer Eleganz mangelt).

In American Dreamz nimmt er sich die Träume, die von uns erwartet werden, und die Defizite, die unser alltägliches Leben aufweist, vor. American Dreamz heißt die TV-Show, die aus Normalos Superstars macht, eine Castingshow, die „wirkliche Menschen“ abbildet, „und wenn ich sage: wirkliche Menschen, dann meine ich fehlerhafte, und wenn ich sage: fehlerhafte, dann meine ich Freaks“, so Michael Tweed, der Showmaster.
Um diese Show baut Weitz seine Geschichte, springt von Hollywood nach Ohio, wo Sally alles geben würde, um  Superstar zu werden und sich dafür wieder mit ihrem Freund Tweed zusammentut, der im Irakkrieg publikumswirksam verwundet wurde; Omer, ein in Afghanistan gefasster tumber Terrorist wird als Schläfer nach Orange County abgeschoben, wo er wieder reaktiviert wird, als er unversehens  in der Show auftaucht; und im Weißen Haus will man die Popularität des Präsidenten steigern, indem er imdem er in der Show als Gastjuror auftritt.

Hohl und leer sind all diese Menschen, und jeder bekommt seine Sphäre ganz eigener Komik, zwischen Sarkasmus, Slapstick und Satire: Tweed und Sally sind Zyniker, die genau um ihre Rolle im Spiel wissen und mitspielen, weil Ruhm eine Art Liebesersatz ist. Omer, der tollpatschige Terrorist, erhält im Land der unbegrenzten Möglichkeiten so etwas wie Anerkennung. Dennis Quaid, der seinen Präsidenten Staton als veritable Bush-Imitation anlegt, verfällt nicht in simples Bush-Bashing, denn dieser Präsident ist die einzige Figur, die sich ihrer Geistlosigkeit bewusst ist, eine Art satirisch gebrochener Wunschtraum des liberalen Amerika.

So entsteht eine Satire auf Geltungssucht und Fernsehhype, auf einfach gestrickte, hemdsärmelige Politik und verbohrten Terrorismus, die sich stets aus der Realität speist – Kulturindustrie und Wirklichkeitssimulation durch die Medien stehen auf dem Prüfstand. Auf geschickte Weise passt sich der Film seinem Sujet an: Seine Popsongs bestehen alle aus den immergleichen Phrasen und hören sich alle gleich an, das böseste F-Wort, das im Film fällt, ist „freaking“.