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X-MEN – Der letzte Widerstand

| Jörg Schiffauer |

Ein neu entwickeltes Serum soll in der Lage sein, das umstrittene X-Gen zu kurieren. Das löst bei den Betroffenen einige Skepsis aus, und das Lager der Mutanten steht bald vor der totalen Spaltung.

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Sequels sehen sich ja oft dem von den Marketing-abteilungen aufgestellten Problem gegenüber, ihre jeweiligen Vorgänger unbedingt übertreffen zu müssen und dabei neue Maßstäbe zu setzen. Nicht unbedingt eine leichte Aufgabenstellung, sind doch die diversen Plots bezüglich Originalität zumeist ausgeschöpft und der Versuch, dies durch einen Overkill an computergenerierten Spezialeffekten kompensieren zu wollen, führt nur allzu oft in die Sackgasse einer bloß spektakulär anzusehenden Plattheit. Nun wurde die Saga der X-Men, jener durch ein spezielles Gen mit Superkräften aller Art ausgestatteten Mutanten, äußerst populären Comic-Helden aus dem Hause Marvel, bereits in zwei Filmen von Bryan Singer sehr erfolgreich für die Leinwand adaptiert. Für den dritten Teil hat nun Brett Ratner die Regie übernommen und versucht vernünftigerweise erst gar nicht, mit aller Gewalt jene neuen Maßstäbe aufstellen zu wollen.

Stattdessen bemüht sich die Inszenierung in erster Linie darum, die Erwartungen, die die Fangemeinde an eine weitere Fortsetzung richtet, grundsolide zu erfüllen. Der Plot um die medizinische Möglichkeit, das umstrittene X-Gen beseitigen zu können, rollt erneut die Problematik um die Außenseiterrolle der Mutanten auf, worauf sich die X-Men-Truppe um Professor Xavier schon bald wieder in einer erbitterten Fehde mit ihrem ewigen Widersacher Magneto (Ian McKellen, mit sichtbarer Freude daran, die Figur des Erzbösewichts comicgerecht überzeichnen zu dürfen) verstrickt findet.

Es ist ein Konflikt, der reichlich Gelegenheit bietet, alle aus Comic-Vorlage und Vorgängerfilmen bekannten Figuren wieder auftreten und dabei ihre unterschiedlichen Fähigkeiten demonstrieren zu lassen. Und, wie sich das für einen ordentlichen Repräsentanten aus dem Genre des Fantasyfilms gehört, werden hinter dem actionreichen Plot mit all seinen visuell eindrucksvollen Special-Effects auch Themen grundsätzlicher Natur angeschnitten. So sind etwa Fragen um Möglichkeiten und ethische Grenzen der modernen  Wissenschaft stets implizite Motive der neuesten X-Men-Fortsetzung.

X-Men: The Last Stand ist ein gut funktionierender Genrefilm, der dem Zuschauer keine atemberaubend neuen Dimensionen eröffnen wird – das hat aber wohl niemand ernsthaft erwartet. Was noch auffällt: Die Zahl „3“ hat man schamhaft verschwiegen – der neuste Marketing-Trick offensichtlich.