Crank

Filmstart

Crank

| Ralph Umard |

Eine visuell mitreißende Kino-Tour de Force über einen Auftragskiller, der seinen Herzschlag durch unfreiwilliges Extrem-Doping immerfort auf Hochtouren bringen muss, um überleben zu können.

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Adrenalin ist das Schlüsselwort für diesen furiosen Film, der wirkt wie eine rasende Achterbahnfahrt, mit vorbeihuschenden Bildeindrücken, lautstarker Musikkulisse und erhöhtem Herzschlag. Erhöhter Herzschlag ist auch das zentrale dramaturgische Element in Crank: Auf wahnwitzige Weise wird die entfesselte Bildästhetik mancher Videoclips und des Amphetamin-Movies Spun kombiniert mit der Destruktivität von „Roadrunner“-Cartoons und der Handlungsbasis von Speed, wo ein Omnibus nonstop durch die Stadt kurven muss, um nicht zu explodieren.

In Crank ist es kein Bus, sondern ein Mann, der pausenlos durch Los Angeles rasen muss. Unterschreitet sein Herzschlag eine bestimmte Frequenz, stirbt er an einem Gift, das ihm injiziert wurde, weil er nicht weiter töten will. Chev Chelios ist ein Auftragskiller, der aussteigen will aus dem Mordgeschäft, um mit seiner Geliebten ein Leben in Frieden zu führen. Das geht bekanntlich selten gut, gehetzt von Gangstern und bedroht von Herzversagen versucht er verzweifelt, ein Gegengift zu bekommen. Trümmer und Leichen pflastern seinen Weg – beim Wettlauf mit dem Tod hält sich Chev mit literweise Koffeindrinks, Kokain und allen möglichen anderen Aufputschmitteln auf Trab. Auch Autojagden, Geschlechtsverkehr, Schlägereien, Schießereien und sein Leibarzt helfen, Chevs Herzschlag auf Hochtouren halten.

Chev-Darsteller Jason Statham hatte schon als amokfahrender Autokurier in zwei Transporter-Filmen Erfahrung mit High-Speed-Action gesammelt; nun läuft der Engländer zu Hochform auf – mit Buster Keaton-Miene in komischen Momenten und wagemutig bei seinen Stunts: Sogar das schwindelerregende Schlussduell über L.A. an einer Helikopterkufe hängend hat der ehemalige Leistungssportler selber bestritten.

An Hongkong-Krimis erinnert die Hemmungslosigkeit, mit der hier Komik und Sex mit outrierten Macho-Gebaren und kunstbluttriefenden Gewaltexzessen verquickt werden, was nicht immer geschmackvoll, aber aufregend wirkt. Mit Hilfe handlicher Digitalkameras gelingen hyperdynamische Bildsequenzen, Autorenfilmer Neveldine schnallte sich die Aufnahmegeräte immer wieder selber um und flitzte manchmal auf Rollschuhen durchs Kampfgeschehen. Beim Filmschnitt wurden die Bilder mit frenetischen Rockrhythmen sowie Zeitraffer, Stakkatomontagen, Splitscreen und anderen Tricktechniken derart atemraubend aufbereitet, dass man nach Filmende selber mit Herzklopfen aus dem Kino kommt.