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Sabine Derflinger erzählt von einer Frau, die sich fühlt, als läge ihre Zukunft bereits hinter ihr.

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Sie hat noch das Lächeln eines Teenagers auf den Lippen und trägt doch schon „der Tiefe verfallenen Tag“ in ihrem Gemüt. Christine ist 42, beruflich erfolgreich und noch jugendlich attraktiv. Mit ihrem gemütlichen, immer ein wenig verschwitzt wirkenden Ehemann und der pubertierenden Tochter feiert sie im italienischen Ferienhaus Geburtstag. Als Überraschungsgäste kommen die Freunde Linda und Martin zu Besuch. Martin ist Christines saturierter, seit kurzem abgelegter Liebhaber. Und während Ehemann Georg die Telefonate mit der jungen Geliebten in Wien vor Christine, die seit langem Bescheid weiß, zu verheimlichen versucht und Tochter Sonja fest entschlossen ist, in diesen Ferien ihre Unschuld zu verlieren, lässt Christine sich von einem Jungen verführen, der weniger als halb so alt ist wie sie selbst und wie ein bunter Falter durch ihr wohlgeordnetes Leben flattert. Von dem Schatten, der dieses Leben zu bedrohen scheint, erfährt sie nicht einmal. Stattdessen geht es um Fragen wie: „Ist es das jetzt schon gewesen?“, oder „Was ist aus meinen Träumen geworden?“ – im Kontrast zur ersten Liebe der fünfzehnjährigen Tochter, die „das Leben ja noch vor sich“ hat.

Sabine Derflingers Film spiegelt einen gesellschaftlichen Wandel wider. Noch vor einer Generation galten Frauen über vierzig als bereits „jenseits von Gut und Böse“, während sich mittlerweile die Grenze zum Altsein immer weiter nach hinten verschiebt. Auch im Kino darf eine Frau über vierzig heute mehr als nur Mama oder alte Jungfer sein. Vorbei sind die Zeiten, in denen Charaktere wie die von Vivien Leigh gespielte Mary Treadwell in Ship of Fools (1965) halb tragische, halb unfreiwillig komische Gestalten waren.

Ganz ohne Pathos kommt aber auch Sabine Derflingers 42plus nicht aus. Abschied zu nehmen kann leicht ins Selbstmitleidige abrutschen, überhaupt, wenn es sich um den Abschied von der Jugend handelt. Außerdem füllen Geschichten von Leuten, die aufgrund ihres fortschreitenden Alters ihren Lebenslügen zu entkommen versuchen, um wieder zu sich selbst zu finden, die Kaderhülsen zuhauf. 42plus behandelt mit der Midlife Crisis ein Klischee, das jenem Lebensplan angehört, den der Film ja gerade verabschieden soll. Da hilft auch nicht viel, dass die Filmemacherin ihr Thema mit einer feinen Mischung aus Melancholie und Leichtigkeit angeht und Drehbuch wie Inszenierung in sich stimmig sind. Es gibt kein Richtiges im Falschen.