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Das perfekte Verbrechen

| Jörg Schiffauer |

Ein scheinbarer Routinefall entwickelt sich zum erbitterten psychologischen Duell zwischen Staatsanwalt und Angeklagtem.

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Der Fall scheint für den ebenso erfolgsgewöhnten wie arroganten Staatsanwalt Beachum eine sichere Sache zu sein. Ein des Mordes an seiner Frau Beschuldigter, der auf frischer Tat ertappt ein Geständnis abgelegt hat und auch noch darauf besteht, sich selbst zu verteidigen – der Schuldspruch sollte da nur mehr eine reine Formsache sein. Doch im Verlauf des Verfahrens wartet der Angeklagte Ted Crawford mit einer ganzen Reihe juristischer Tricks auf, die eine Einstellung des Prozesses unvermeidlich erscheinen lassen. Der junge Staatsanwalt muss zu seinem Entsetzen erkennen, dass Crawford das für unmöglich Gehaltene fast schon geschafft hat: das perfekte Verbrechen zu begehen.

Gerichtssaal-Dramen haben als beliebte Filmstoffe eine lange zurückreichende Tradition. Gregory Hoblit, der mit seinem tadellosen Thriller Primal Fear (Zwielicht) diesem Subgenre bereits ein Kapitel hinzugefügt hat, setzt mit der erwähnten Ausgangssituation von Fracture auf bewährte Ingredienzien, wie einen spannenden Kriminalfall, geschliffene Dialoge und Rededuelle im Juristenmilieu sowie die dem Genre immanente und über den Anlassfall hinausgehende, sehr grundsätzliche Problematik von Wahrheitsfindung. Doch Fracture, und hier weist der Film deutliche Parallelen zu Primal Fear auf, bleibt nicht an dem Verbrechen und seiner Klärung selbst hängen, sondern richtet den Fokus zusehends auf das psychologische Duell zwischen den beiden Protagonisten.

Und dafür hat Regisseur Hoblit ja die hollywoodsche Allzweckwaffe par excellence zur Verfügung, denn Anthony Hopkins, seit seiner Hannibal-Lecter-Performance der Spezialist für die Darstellung hochintelligenter Soziopathen, ist natürlich die perfekte Besetzung für die Rolle des mit kühler Berechnung agierenden Killers, der jeden Schritt seines perfiden Plans mit genussvoll demonstrierter Arroganz zelebriert. Dass Ryan Gosling die Wandlung seines Charakters vom überheblichen Karrieristen zum idealistischen Kämpfer für Gerechtigkeit glaubhaft machen und einen halbwegs gleichwertigen Gegenspieler in diesem Duell abgeben kann, überrascht da vielleicht schon eher. Doch genau wegen der Leistung seiner beiden Hauptdarsteller und mit Hilfe eines Plots, der immer wieder mit einer überraschenden Wendung aufzuwarten versteht, gelingt Gregory Hoblit mit Fracture ein spannendes, mehr als respektables Stück von gepflegtem Genrekino.