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Sommerkino – On the road again

On the road again

| Tiziana Arico |

Das Volxkino wandert mit heimischen Produktionen, internationalem Starkino, Publikumslieblingen und erstmals auch ­mit ­beispielhaften Kurzfilmen durch Wiens Bezirke.

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Wanderfreiluftkino“ und „Kino der Orte“ sind seit den Anfängen im Jahr 1990 mittlerweile zum Volxkino geworden. Der traditionelle Frühstarter unter den Sommerkinos und zudem Wiens einziges Freiluft-Wanderkino tourt bis 14. September zum 18. Mal durch Wiens Bezirke an „für Kino untypischen Orten“, wie die Veranstalter sagen. Das können etwa der Karmelitermarkt oder die Zirkuswiese in Alterlaa sein.

Insgesamt werden an 27 Orten in 17 Wiener Bezirken 65 österreichische und internationale Spiel-, Dokumentar-, Avantgarde- und Animationsfilme gezeigt. Ein klarer Fokus auf aktuelle österreichische Produktionen ist auszumachen, etwa Stefan Ruzowitzkys Die Fälscher (30.06., 21 Uhr 30 Uhr, 8., Jodok Fink Platz), der den größten Fälscherskandal während der NS-Zeit als publikumswirksames KZ-Stück in Szene setzt. Thematisch entfernt verwandt, findet sich in der Lis­te der österreichischen Filme Vienna’s Lost Daughters (13.07., 21 Uhr 30, 16., Piazza Yppenmarkt) von Mirjam Unger, die sich in die USA begeben hat, um Frauen zu besuchen, die als Mädchen vor den Nazis flüchteten. Auch die Paulus-Manker-Eskapade Slumming (05.07., 21 Uhr 30, 19., 12. Februar Platz) unter der Regie von Michael Glawogger und das surreale Stermann/Grissemann-Vehikel Immer nie am Meer (17.08., 20 Uhr 30, 20., Wallensteinplatz) von Antonin Svoboda werden Wiens Bezirke bereisen. Das Volxkino bietet somit genug Gelegenheit, die letzten beiden Jahre heimischen Filmgeschehens nachzuholen – womöglich direkt vor der Haustür.

Der Fokus auf Österreich schließt selbstverständlich Internationales nicht aus – Filme aus Hongkong, Kanada, Frankreich, Bosnien, Mazedonien, Serbien und anderen Ländern haben ihren Weg auf die Wanderleinwand Wiens gefunden. Es werden etwa Videos und Filme von Michel Gondry gezeigt, wie sein fantasievolles modernes Märchen Science of Sleep (23.08., 20 Uhr, 2., Karmelitermarkt) mit dem Spanier Gael Garcia Bernal und der Tochter Jane Birkins, Charlotte Gainsbourgh, in den Hauptrollen, oder Human Nature mit Patricia Arquette.

Im Mittelpunkt von Mike Mills Groteske Thumbsucker (01.09., 20 Uhr, 2., Karmelitermarkt) steht ein US-amerikanischer Teenager, dem zwanghaftes Daumenlutschen mittels Hypnose ausgetrieben wird – mit schwerwiegenden Folgen. Mills, wie Gondry aus der Werbe- und Videoclip-Szene kommend, trommelte mit Keanu Reeves, Tilda Swinton, Vincent D’Onofrio und Vince Vaughn ein exzellentes Ensemble zusammen.

Neben vielen Filmen der jüngsten Vergangenheit, darunter Woody Allens Match Point (30.08., 20 Uhr, 8., Jodok Fink Platz) und der schwedische Überraschungserfolg Wie im Himmel (07.09., 19 Uhr 30, 2., Volkertmarkt), flimmern auch einige Klassiker über die Leinwand des Volxkinos: der trotz jährlichen Silvestereinsatzes im TV nicht tot zu kriegende Arsen und Spitzenhäubchen (03.08., 21 Uhr 30, 17., Dornerplatz) oder Der Große Diktator (04.08., 21 Uhr 30, 17., Dornerplatz) des unvergessenen Charlie Chaplin oder Kurzer Prozess (28.06., 21 Uhr 30, 8., Jodok Fink Platz) mit Helmut Qualtinger aus dem Jahr 1967.

Erstmals gibt es heuer eine Koopera­tion mit dem Kurzfilmfestival Vienna Inde­pendent Shorts (VIS). Eine Auswahl internationaler Beiträge und die Preisträger von „Shorts on Screen 2007“ sind zu sehen (des Wettbewerbs, bei dem Jahr für Jahr im Rahmen der Diagonale Öster­reichs beste Kurzfilme gewählt werden). Ihr Motto formulieren die Organisatoren des Volxkinos mit John Naisbitt: „Man geht nicht bloß ins Kino, um sich Filme anzusehen. Man geht vielmehr ins Kino, um mit zweifelhaften Menschen zu lachen und zu weinen.“