ray Filmmagazin » Filmkritiken » 28 Weeks Later
28 Weeks Later

28 Weeks Later

| Jörg Schiffauer |

Das todbringende Virus kehrt zurück …

Werbung

Mit einem apokalyptischen Szenario ließ Danny Boyle 28 Days Later, den Überraschungserfolg aus dem Jahr 2002, enden. Eine Epidemie hatte die Bürger Großbritanniens mehrheitlich in blutgierige Untote verwandelt, für die wenigen Überlebenden blieb ein Flugzeug am Horizont die einzige Aussicht auf Rettung. Die vage Hoffnung, so die Ausgangslage des Sequels 28 Weeks Later, für das nun Juan Carlos Fresnadillo als Regisseur verantwortlich zeichnet, erfüllt sich zunächst. Die Epidemie scheint überwunden, in einer von Truppen der US-Army streng abgeriegelten und überwachten Sicherheitszone inmitten Londons beginnen sich die Überlebenden wieder anzusiedeln. Der Rest der Metropole gleicht zwar einer Geisterstadt, in die man sich besser nicht hineinwagt, doch langsam scheint sich das Leben wieder zu normalisieren, zumindest wenn man den Prognosen der Militärs Glauben schenkt. Doch, man hat es geahnt, diese Sicherheit erweist sich als trügerisch.

Erfahrungsgemäß weisen Sequels allzu oft einen deutlichen Qualitätsabfall auf. 28 Weeks Later gehört jedoch zu jenen äußerst seltenen Fällen, die ihren Vorgänger  sogar zu übertreffen wissen. Erschien Danny Boyles Film trotz einiger atmosphärisch gelungener Momente über weite Strecken wie ein Kompendium, in welches wahllos szenische und dramaturgische Anleihen aus dem Horrorkino der letzten 40 Jahre hineingepresst wurden,  so hat Juan Carlos Fresnadillo einen rasanten, geradlinigen Horrorthriller inszeniert, der stets die richtige Mischung zwischen Schock- und Spannungselementen zu finden weiß. Zudem greift Fresnadillo mit seiner Inszenierung auf eine im US-amerikanischen Horrorfilm der 1970er gängige Strategie zurück, Genrekino mit drastisch formulierter politischer Kritik zu verbinden. Im Fall von 28 Weeks Later ist dies eine offen zur Schau gestellte Ablehnung der US-amerikanischen Politik in Bezug auf den Irak.

So werden die vermeintlich gesicherten Stadtviertel in Anlehnung an die Sicherheitszone in Bagdad als „grüne Zone“ bezeichnet, und wenn die US-Truppen auf das neuerliche Ausbrechen der unheimlichen Epidemie nur mit militärischen Mitteln reagieren (und die Lage damit verschlimmern), sind Assoziationen mit den täglichen Bildern aus dem Irak unvermeidlich. Auch wenn die politischen Implikationen möglicherweise ein wenig plakativ wirken, bleibt 28 Weeks Later in jedem Fall zumindest ein überdurchschnittlicher Vertreter des Fachbereichs Horror.