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Die Vorahnung

| Jörg Schiffauer |

Der vermeintliche Unfalltod ihres Mannes reißt eine junge Frau aus ihrem sorglosen Leben. Doch am nächsten Morgen scheint alles nur ein böser Traum gewesen zu sein.

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Das Leben von Linda Hanson (Sandra Bullock) läuft scheinbar in wunderbar geregelten Bahnen ab. Ein treu sorgender Ehemann, zwei süße Töchter, dazu ein schmuckes Einfamilienhaus – perfektes Familienglück wie aus dem Bilderbuch, möchte man meinen. Diese Idylle zerbricht jäh, als
Linda eines Tages die Nachricht erhält, ihr Mann Jim sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Doch als Linda am nächsten Morgen die Küche betritt, sitzt Jim wie üblich am Frühstückstisch. Ein für Linda rätselhafter Vorgang, der vollends unerklärlich wird, als am darauf folgenden Tag ihr Ehemann wiederum tot zu sein scheint und die Begräbnisvorbereitungen getroffen werden. Und dieses Wechselspiel zwischen zwei Welten setzt sich fort, Linda sieht sich zudem mit weiteren mysteriösen Ereignissen konfrontiert, bis sich alles auf eine Frage zuspitzt: Kann sie die Abläufe ihres Lebens so weit verändern, dass sie den tödlichen Unfall ihres Mannes zu verhindern im Stande ist?

Ein Plot, der um die Frage kreist, ob man mit entsprechendem Wissen um die Zukunft diese verändern könne und welche Folgen dies nach sich ziehen würde, ist zwar weder neu noch besonders originell, doch immerhin ein im Lauf der Filmgeschichte oft erprobter Stoff, der für ein gepflegtes Stück Genrekino allemal taugt. Aber der deutsche Regisseur Mennan Yapo, der mit Lautlos in seinem Heimatland immerhin einen Achtungserfolg verbuchte, wollte sich bei seinem US-Debüt offenbar nicht mit einer soliden Genre-Arbeit zufrieden geben. Und genau damit fängt das Problem von Premonition an, denn Yapos Inszenierung pendelt zwischen Mysterykino, Familiendrama und psychologischem Thriller hin und her, was dem Film eine merkwürdig anmutende dramaturgische Zerrissenheit verleiht.

Zudem  verfängt sich die Inszenierung sehr rasch in einem Gewirr von Zeitsprüngen, Rückblenden und pseudo-philosophischen Bedeutungsebenen, ohne dass sich dabei auch nur der Ansatz eines Regiekonzepts erkennen lassen würde. Das Resultat ist ein bruchstückhaft wirkender Film, der seine angesagten Spannungsbögen nicht durchzuhalten vermag und in Folge darunter leidet, dass man als Zuschauer dem sich nur langatmig entwickelnden Plot zusehends gleichgültig gegenüber steht. Überraschen kann der Film nur mit seiner finalen Botschaft, die, dramaturgisch völlig unmotiviert, mit ihrem kleinbürgerlich-reaktionären Inhalt offenbar Beifall aus den Reihen des politisch neo-konservativen US-Publikums erheischen wollte.