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Planet Terror

Planet Terror

| Sebastian Hofer |

Bei einem Zwischenfall auf einer Militärbasis wird ein böser Zombie-Virus freigesetzt. Teil zwei des Grindhouse-Projekts.

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Zombies, die einer jungen Frau den Unterschenkel abkauen: na ja. Zombies, die ihren Opfern Zombie-Geschwürschleim ins Gesicht schmieren: oh je. Verrückte Wissenschafter, die kopfüber in einem Haufen menschlicher Hoden landen: Man kann es auch übertreiben.

Was natürlich exakt das Grundprinzip von Planet Terror ist, dem Film gewordenen Bubentraum, den Robert Rodriguez zum tragisch amputierten Double Feature Grindhouse beisteuert. Während Quentin Tarantino in seinem Beitrag Death Proof eine suggestive Pop-Version von „schlechtem Kino“ entwirft, beschränkt sich Rodriguez allerdings weitgehend auf die Zuspitzung alter, lieb gewonnener Genrekonventionen, was löblich und nicht unsympathisch ist, vom dahinter liegenden Konzept aber regelrecht zugeschmiert wird. Als postmoderner Splatterfilm mag Planet Terror seine Reize haben, als Hommage an die goldene Ära des Zombiefilms versagt er. Weil er auf einem fundamentalen Missverständnis aufbaut.

Wohl gegen besseres Wissen unterstellt Trash-Fan Rodriguez, dass die Trashfilme der 70er und  80er Jahre vor allem für ihre Mängel geliebt wurden (wie er sie auch in Planet Terror aufwändig simuliert): für ihre falschen Anschlüsse, verwackelten Einstellungen, ihre unscharfen Bildausschnitte. Nur trifft genau das eben nicht zu: Sie wurden trotzdem geliebt; ihren eigentlichen Reiz zogen sie aus ihrer grenzenlosen und zumeist auch grenzüberschreitenden Hingabe ans Spektakuläre, an die sinnlichen Freuden des Unsinns. Die besagten technischen Mängel werden erst im Rückblick zum Erinnerungsträger, auf dem sich der Nachgeschmack dieser guten, alten, sinnlich-unsinnigen (und durch und durch unsensiblen) Zeit ablagert.

Als offensiver Gegenentwurf zum handwerklich perfekten, künstlerisch unbefriedigenden und digital zu Tode geschminkten Blockbuster- und Spektakelkino unserer Zeit positioniert, kommt Planet Terror selbst nur unwesentlich übers formale Spektakel hinaus, bleibt in der Simulation des vermeintlich Authentischen hängen. Anders gesagt: Planet Terror ist zwar liebenswert, aber langweilig – und wird mit zunehmender Dauer und zunehmender Selbstbezüglichkeit auch zunehmend meditativ: Zombies statt Zen, aber ohne die ganz große Erleuchtung.