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Zurück zu einem unbekannten Anfang

| Günter Pscheider |

Sensible Dokumentation über die häusliche Pflege von Alzheimer-Patienten.

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„Everyone I know goes away in the end“, diese Zeile aus Hurt, bekannt geworden in der Interpretation des todkranken Johnny Cash, beschreibt, auf den Punkt gebracht, eine der Bürden des Altwerdens. Umso schlimmer, wenn auch das Kurzzeitgedächtnis einen verlässt, denn dann ist man auf die Hilfe von anderen angewiesen.

Wie das Zusammenleben mit Alzheimer-Patienten aussieht, zeigt der Film von Helmut Wimmer, einem arrivierten Kameramann (Zeit zu sterben, Schwimmer in der Wüste, Nachtreise), und Maria Hoppe, einer Aktivistin des Instituts für Validation, das sich für ein menschenwürdiges Leben von Kranken einsetzt und den Film auch produzierte. So ist ein unabhängiges Very Low Budget-Werk entstanden, das sich an keine Ausgewogenheitsvorgaben von Fernsehredakteuren halten musste, dafür aber eine ganz klare Botschaft aussendet: Trotz aller Schwierigkeiten ist die häusliche Pflege für alle Betroffenen die bessere Variante als ein Pflegeheim. Im Zuge langer Recherchen haben sich einige Familien bereit erklärt, einen Teil ihres Lebens dokumentieren zu lassen. Eine Vorarlberger Großfamilie versucht unter dem Einsatz aller Generationen, der verwirrten Mutter das Gefühl zu geben, dass sie ihr Leben immer noch so im Griff habe wie vor der Krankheit. Ein rüstiger 90-Jähriger kümmert sich rührend um seine demenzkranke Frau, während bei einem Ehepaar, das bald die diamantene Hochzeit feiert, die Rollen vertauscht sind. So wird deutlich, dass Würde und Lebensqualität der alten Menschen bei häuslicher Pflege, wenn auch mit professioneller Unterstützung, am ehesten gewahrt bleiben. Auf den expliziten Vergleich mit der Betreuung in Pflegeheimen wird verzichtet, man kann sich auch so vorstellen, dass dort trotz aller Bemühungen nicht die Zeit bleibt, sich mit jedem Patienten eingehend zu befassen. Die Kamera beobachtet ruhig die tägliche Routine der Familien, in den spärlich eingestreuten Interviews wird klar, dass das Leben mit Alzheimer-Kranken keinesfalls leicht ist. Die ständigen Wiederholungen und das fehlende Kurzzeitgedächtnis erschweren die Kommunikation, der leise Humor, der trotz des schweren Themas immer wieder durchschimmert, unterstützt aber die Hoffnung, dass selbst aus dieser schwierigen Lebenssituation Kraft gewonnen werden kann. Zurück zu einem unbekannten Anfang vermittelt durch die unsentimentale, distanzierte und trotzdem mitfühlende Inszenierung, dass auch ein durch eine Krankheit eingeschränktes Dasein lebenswert sein kann.