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Todeszug nach Yuma

| Roman Scheiber |

Sehenswertes Redesign des Delmer-Daves-Klassikers aus dem Jahr 1957.

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Remakes alter Hollywoodfilme entstehen oft aus Ideenmangel.  Andererseits  mag es reizvoll sein, kleinere „Klassiker“ (hier: eine unter der Regie des Moralisten Delmer Daves verfilmte Short  Story von Elmore Leonard) zu relativieren. Indem der Stoff nämlich mit zeitgemäßen technischen Mitteln, besserem Schauspiel und dramaturgischem Redesign wiederbelebt wird, ohne die Essenz des Originals entweichen zu lassen.

Der Inszenierung von James Mangold gelingt das ziemlich gut, zumal angesichts der eher konstruierten Ausgangssituation der Vorlage: Einem friedfertigen Rancher wird angeboten, seine wegen anhaltender Trockenheit marode Finanzlage dadurch zu entlasten, dass er für 200 Dollar einen berüchtigten Bandenführer zeit- und titelgerecht zu einer Eisenbahnstation zwangseskortiert, von wo aus dieser der gerechten Strafe zugeführt würde. Wie so oft im Western hat ein Mann also etwas zu erledigen, und wie so oft im Western werden ihm dabei jede Menge Prügel vor die Füße geworfen. Denn das dreckige Dutzend im Gefolge des Gesetzlosen lässt sich zwar zunächst auf eine falsche Fährte locken, aber dadurch nicht nachhaltig abschütteln. 3:10 To Yuma verbindet den Spannung generierenden Countdown mit einem moralischen Konflikt, der sich im Hotel am Abfahrtsort Contention (dt.: Auseinandersetzung) zuspitzt, als die letzten Helfer das Weite gesucht haben. Der Schurke (Russell Crowe kann so einen, im Unterschied zu Glenn Ford in der Daves-Fassung, tatsächlich darstellen) macht sich einen Jux mit seinem am eigenen Gutmenschentum fast verzweifelnden Konterpart (Christian Bale, verletzlicher als einst Van Heflin) und versucht ihn wiederholt zu bestechen. Das wäre insofern überflüssig, als die Bande unter der Führung seines Adlatus (stechäugig: Ben Foster) draußen vor dem Hotel längst die Oberhand gewonnen hat, doch den eher lockeren als grimmigen Berufsverbrecher interessiert: Hofft der mutige Landwirt (und in der Neuversion gehandikapte Kriegsveteran) auf den Gott des Wassers oder huldigt er doch noch dem Gott des schmutzigen Geldes?

Die im Original kaum vorhandene Verfolgung wird zu einem tragfähigen Mittelteil des Films ausgebaut, wodurch letztlich auch die Intensität des Showdowns an Schärfe gewinnt. Amüsantere Dialoge, feiner ziselierte Nebenstränge sowie das sorgfältige Casting der Nebenrollen von jung (Logan Lerman, Vinessa Shaw) bis alt (ja, wirklich: Peter Fonda) tun ein Übriges, um die Daves-Fassung vergessen zu lassen. Vom schwachen Happy End des Originals gar nicht zu reden.