Ambitionierte Literaturverfilmung mit deutsch-österreichischer Starbesetzung.

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Daniel Glattauer, bekannt als Journalist und Kolumnist der Tageszeitung Der Standard, hat 2003 einen ziemlich smarten Roman verfasst. Denn dem üblichen „Ein Unschuldiger muss seine Unschuld beweisen“-Plot hat er eine Geschichte entgegengesetzt, in der der Journalist Jan Haigerer, der sich vornehmlich mit spektakulären Kriminalfällen und Enthüllungsstories  befasst, ganz offensichtlich einen Mord begeht. In einer Bar erschießt er einen Mann, der zufällig zur Tür hereinkommt. Doch Haigerers Problem ist nicht alltäglich: Er ist ein so angesehener Bürger, dass niemand ihm den Mord glaubt – auch nicht der ermittelnde Kriminalbeamte, ungewohnt und angenehm zurückhaltend dargestellt von Roland Düringer. Da sich auf der Tatwaffe ausschließlich Haigerers Fingerabdrücke befinden, bleibt dem Chefinspektor nichts anderes übrig, als den Journalisten zu verhaften und ins Untersuchungsgefängnis (gedreht wurde in der ehemaligen Jugendstrafanstalt in der Wiener Rüdengasse) zu bringen.

Harald Sicheritz nahm sich gemeinsam mit Agnes Pluch des Romans an und drehte eine Verfilmung, die dem Buch treu bleibt, ohne allzu sehr daran zu kleben. Da der Roman sich vorwiegend in Haigerers Kopf abspielt, lag die Herausforderung darin, das Geschehen im Film „objektiv“ zu zeigen. Das Drehbuch geht ein flottes Tempo, das über einige Stellen im Plot hinweghilft, über die man besser nicht zu genau nachdenkt, und so entwickelt sich ein respektables Gefängnis- und Gerichtssaaldrama, das, an amerikanischen Vorbildern orientiert, unter anderem davon lebt, dass der Film bis in die Nebenrollen (Michou Friesz als Richterin, Wolfram Berger als Staatsanwalt, Erika Mottl als Mutter des Mordopfers) sehr sorgfältig gecastet ist.

Kai Wiesinger, der ein deutsches Staraufgebot beim Einsatz in Österreich anführt, hält als Angeklagter die Spannung aufrecht, indem er sein angebliches Motiv konsequent verschleiert, während er gleichzeitig vehement seine „gerechte“ Bestrafung einfordert. Sein Anwalt verliert deswegen allmählich Geduld und Nerven. Rückblenden erhellen einiges über die Persönlichkeit Haigerers, ohne die Fragen, die die „sinnlose“ Tat aufwirft, vorzeitig zu beantworten. So bleibt die Spannung bis zuletzt aufrecht, und das ist ja nicht nichts. Bis zum Finale gibt es so manche interessante Wendung, untermalt von Lothar Scherpes aufwühlender Musik und illustriert von der eindrucksvollen Kameraarbeit Thomas Kiennasts.