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Kirschblüten – Hanami

| Bettina Schuler |

Nach dem Tod seiner Frau versucht der Ehemann, ihre Träume zu leben und ihr damit noch einmal nahe zu sein.

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Die biedere Hausfrau Trudi (Hannelore Elsner) wünscht sich nur eines: den Fuji zu sehen. Doch ihr Mann Rudi (Elmar Wepper), gefangen im Alltagstrott, hat für so eine weite Reise keinen Sinn, obwohl sein Sohn im fernen Japan lebt. Als Trudi unerwartet stirbt, beginnt sich der achtbare Beamte jedoch für die unerfüllten Träume seiner verstorbenen Frau zu interessieren und begibt sich an ihrer statt auf die Reise ins Kirschblütenland, nicht ahnend, dass es seine letzte sein wird.

Kirschblüten – Hanami ist bereits der dritte Film von Doris Dörrie, der in Japan spielt und in dem sie sich auf eine ironisch-liebevolle Weise den Eigenarten der japanischen Kultur widmet. Doch im Gegensatz zu Der Fischer und seine Frau (2005), in dem der Kult um die Koi-Karpfen vor allem als extravagantes Umfeld diente, um das Grimm’sche Märchen vom Fischer und dessen unersättlicher Frau zu erzählen, fungiert hier die japanische Kultur als dramaturgisches Mittel, um den zunehmend fehlenden sozialen Umgang mit dem Tod in der westeuropäischen Kultur zu verdeutlichen.

Auch wenn vieles an der Geschichte, wie das Interesse der braven Trudi an dem exaltierten Buto-Tanz, aufgesetzt wirkt, gelingt es Dörrie nicht nur, den Gegensatz zwischen den kleinbürgerlichen Eltern und den erwachsenen großstädtischen Kindern sarkastisch zu illustrieren, sondern vor allem eine bewegende Liebesgeschichte zu inszenieren. Diese hebt sich vor allem durch die Schauspielleistung des herausragenden Elmar Wepper von Doris Dörries bisherigen Filmen ab, die den Touch klamaukiger Achtziger Jahre-Komödien versprühen. Selten hat man einem Schauspieler, den man eigentlich nur als den rechtschaffenen Bayern aus biederen Fernsehserien kennt, so gerne dabei zugesehen, wie er versucht, in die Haut seiner toten Frau zu schlüpfen, um ihre Träume zu verwirklichen. Die liebevollen Gesten, mit denen Rudi den Lieblingskimono seiner Frau auf dem Ehebett ausbreitet, damit er das Gefühl hat, sie läge noch bei ihm. Oder der hilflose Versuch, seiner Frau nahe zu sein, indem er ihre Kleidung trägt, das sind Momente, die ans Herz gehen und die dank Elmar Wepper weder überladen noch kitschig wirken. Man fragt sich allerdings, ob es unbedingt die Zeit der Kirschblüten sein muss, dem japanischen Symbol für die Vergänglichkeit par excellence, in der Rudi sich auf seine Reise nach Japan begibt. Doch selbst diesen tiefen Griff in die Kitschkiste verzeiht man diesem Film, weil man Wepper einfach so gerne beim Spielen zusieht.