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Untraceable

| Alexandra Seitz |

Folterporno, zu Ende gedacht: Je mehr Leute sich das anschauen, desto …

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www.killwithme.com heißt die Website, die eines Tages auf dem Bildschirm der auf Computerkriminalität spezialisierten FBI-Agentin Jennifer Marsh landet. Wer die Seite besucht, wird zum Mörder, denn je mehr Zugriffe die Website verzeichnet, desto schneller stirbt das Opfer. Zu Tode gebracht wird es jeweils mittels elaborierter technischer Apparaturen, die auch dem verrückten Knilch aus der unseligen Saw-Serie zur Ehre gereichen würden; Apparaturen, die Opfer, Zähler und Mordwerkzeug aneinanderkoppeln. Zu Beginn müht sich ein Kätzchen in einer mit Klebstoff gefüllten Wanne, beim nächsten Mal hängt bereits ein ausgewachsener Mann in den Seilen und blutet aus zahlreichen Wunden, unaufhörlich, weil ihm ein blutverdünnendes Medikament verabreicht wird. Je mehr, desto… siehe oben. „It’s a jungle in there.“ bemerkt Marshs Kollege Griffin Dowd und meint mit dem Dschungel das WorldWideWeb, in dem sich, wir alle wissen’s, zahlreiche Abscheulichkeiten dem voyeuristischen Blick anbieten. Etwas später wird auch Dowd – nicht zuletzt, weil er sich so gerne via Internet zu Blind Dates verabredet – ein unfreiwilliges Bad in Batteriesäure nehmen.

Überraschenderweise ist nun allerdings dieses Szenario, in dem Gregory Hoblit unter dem Titel Untraceable eine vorhersehbare Serienmörder-Jagd abhält, nicht sensationalistisch gemeint, sondern medienkritisch, und soll mit mahnendem Zeigefinger auf die Schmuddelkinder in der Folterporno-Ecke zeigen. Durchaus löblich will einem das zunächst erscheinen, ist die Frage nach der moralischen Verantwortung des Zuschauers/Konsumenten für die Bilder, die er sich ansieht, doch keineswegs trivial. Und über den Zusammenhang von Angebot und Nachfrage ließe sich bei dieser Gelegenheit auch gleich mal wieder nachdenken. Statt nun jedoch die User in den Fokus der Erzählung zu rücken, widmet sich Hoblit lieber der detailreich-sadistischen Schilderung von Tötungsmaschinen und Todeskämpfen. Solcherart fällt er mit Karacho in eben jene Grube, die er anderen gegraben hat. Untraceable gibt nur vor, das hässliche Subgenre des Folterpornos aufs Korn zu nehmen, während er sich in seinen Set-Pieces zugleich auf geradezu widerliche Weise mit dem Kritisierten gemein macht und eben jene niederen Instinkte bedient, die er zu verdammen behauptet. Nicht nur verliert der Film auf diese Weise jede Glaubwürdigkeit, er verkauft darüber hinaus auch sein Publikum für dumm.