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Der unglaubliche Hulk / The Incredible Hulk

Filmkritik

Der unglaubliche Hulk

| Jörg Schiffauer |

Das grüne Monster mit den Superkräften fällt einer platten Inszenierung zum Opfer.

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Er ist vielleicht der einsamste Charakter aus dem mit Superhelden dicht bevölkerten Marvel-Universum. Hulk, mit bürgerlichem Namen Dr. Bruce Banner, jener junge, ehrgeizige Wissenschaftler, der sich versehentlich einer Überdosis Gamma-Strahlen aussetzte und fortan bei jedem Anflug von Wut zu einem tobenden, über gewaltige Kräfte verfügenden Monster mutiert. Eine Geschichte, die eine ganze Reihe geradezu klassischer Motive, die Eingang in die Populärkultur gefunden haben, von der alle ethischen Grenzen überschreitenden Wissenschaft bis hin zum Doppelwesen, beinhaltet. Ang Lee betonte in seiner Adaption der Comic-Vorlage (Hulk, 2003) besonders die innere Zerrissenheit der Figur, die unter ihren enormen aber unkontrollierbaren, Kräften, die stets auch tragische Kollateralschäden verursachen, zutiefst leidet. Was zwangsläufig dazu führt, dass Bruce Banner/Hulk zum einsamen Außenseiter wird, dem seine Mitmenschen zusehends mit Furcht, Misstrauen und Unverständnis begegnen und dessen Schicksal auch als Kommentar zur US-amerikanischen Zeitgeschichte gelesen werden konnte.

The Incredible Hulk knüpft zu Beginn chronologisch an Ang Lees Film an. Bruce Banner hält sich in einer der Favelas von Rio de Janeiro versteckt, versucht seine Emotionen (und damit das Monster in sich) unter Kontrolle zu halten und ein Gegenmittel zu finden, das die Folgen der Verstrahlung rückgängig machen kann. Doch es kann das gutwilligste Monster nicht in Frieden leben, wenn es von Bösewichtern in Gestalt des US-Militärs gejagt und zur Herstellung neuer Waffen missbraucht werden soll. Und so kommt es, wie es kommen muss, Bruce Banner, auf der Flucht wiederholt in die Enge getrieben, verwandelt sich immer wieder in das grüne Wesen, das er eigentlich nie wieder aus sich herausbrechen lassen wollte. Von den zahlreichen Subtexten, die Ang Lee kongenial ins Spiel zu bringen verstand, bleibt, abgesehen von einer leisen Kritik an den Auswüchsen des so genannten „War on Terror“,  bei Louis Leterriers einfallsloser und oberflächlicher Inszenierung nichts mehr über. Allein Edward Norton schafft es durch seine Darstellung des Bruce Banner zumindest eine Weile, gewisse Nuancierungen einzubringen, doch spätestens ab der zweiten Hälfte, wenn The Incredible Hulk des öfteren nur noch an Trash-Kino a la King Kong vs Godzilla erinnert, ist auch Norton gegen die zunehmende Flut von endlosen und weitgehend sinnfreien Action-Sequenzen weitgehend machtlos.