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Küss mich bitte

Küss mich bitte

| Walter Gasperi |

Ebenso elegante wie federleichte Komödie über die möglichen schwerwiegenden Konsequenzen eines Kusses.

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Auf den Spuren von Eric Rohmer wandelt der 1970 geborene Emmanuel Mouret mit seiner heiter-nachdenklichen Liebeskomödie. Wie beim Altmeister wird auch in Un baiser s‘il vous plaît viel gesprochen, und auch hier sind die Dialoge so geschliffen und das Schauspielerensemble so vorzüglich, dass es ein ungetrübtes Vergnügen ist, den Konversationen und den damit verbundenen Reflexionen zu folgen.

Die im Zentrum stehende Erzählung ist geschickt in eine Rahmenhandlung verpackt: Auf einer Geschäftsreise lernt eine ortsunkundige Pariserin in Nantes einen Einheimischen kennen. Man ist sich auf Anhieb sympathisch, geht zusammen essen. Einen Abschiedskuss verweigert Emilie aber und begründet das mit einer Geschichte, die sich nun durch den ganzen Film und für das Paar durch die halbe Nacht zieht. Diese Binnenhandlung dreht sich um die in einer glücklichen Beziehung lebende Julie und Nicolas, die zunächst nur gute Freunde sind, deren Leben und Beziehungen durch einen Kuss, der nur ein Freundschaftsdienst sein sollte, aber durcheinander gewirbelt wird. Diese Geschichte wird immer wieder durch Zwischenbemerkungen Emilies unterbrochen, die durch Andeutungen neuer Aspekte das Interesse ihres Zuhörers (und der Zuschauer) wach hält.

Mit genauem Blick für die sich ändernden und widerstreitenden Gefühle werden dabei charmant Fragen nach Freundschaft und Liebe, nach Gefühl und Verstand, nach Begierde und aufkommender Eifersucht aufgeworfen. Und weil die Protagonisten damit alles andere als abgeklärt umzugehen vermögen, sondern vielmehr verwirrt und unbeholfen agieren und auf gar sonderliche Ideen kommen, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen, entwickelt Un baiser s‘il vous plaît auch Momente von feiner Situationskomik. Trotz der federleichten Inszenierung, zu der auch das sichere Gespür bei Farbdramaturgie, Ausstattung und Kostümen beiträgt, geht Mouret nie leichtfertig mit dem Thema um. Zunehmend ernste Töne schleichen sich gegen Ende sogar in dieses Lehrstück, dem erfreulicherweise alles akademisch Trockene fehlt.

Und als die Binnenerzählung endet, kommt auch noch in die Rahmenhandlung Bewegung. Mag diese an sich auch noch so klein und banal sein, so belegt diese Wende und der abschließende Blick der Erzählerin Emilie doch nochmals die Kernaussage, dass es keinen unschuldigen Kuss gibt und man nie im Vorhinein weiß, ob ein Kuss groß oder klein ist und man die Konsequenzen erst abschätzen kann, wenn man ihn gegeben hat.