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Tropic Thunder

Filmkritik

Tropic Thunder

| Roman Scheiber |

Ben Stiller, Jack Black, Robert Downey Jr. & Co im Dschungel: Lachen mit Colonel Kurtz.

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Sich so über etwas lustig zu machen, dass die „Betroffenen“ es auch lustig finden, ist schwer. Deshalb hat Hollywoods Parade-Komödiant Ben Stiller samt Frat Pack bei seiner Kriegsfilm- und Behindertendrama-Parodie Tropic Thunder die Veteranen- und Behindertenverbände am Hals, die den Film boykottieren wollen. Das verschafft der Brachialhumoreske selbstverständlich weitere Aufmerksamkeit, die sie freilich nicht mehr nötig hat, denn: Tropic Thunder schlug  wie eine Stinger Rakete an den US-Kinokassen ein.

Stiller spielt einen Hollywoodstar im Sinkflug, der auf den Oscar für seine Rolle als Dorfdepp „Simple Jack“ wartet und währenddessen, zusammengespannt mit ein paar Kämpen mimenden Weicheiern (der an „Portnoys Beschwerden“ laborierende Jack Black auf der Suche nach Stoff und Robert Downey Jr. auf der Suche nach seiner Identität), am Set eines Vietnamfilms Kreide frisst. Die Dreharbeiten gestalten sich ähnlich schwierig wie einst bei Apocalypse Now, nur dass hier – nach dem sinnlosen Abfackeln des halben Pyrotechnik-Vorrats – auch noch der Studioboss per Videotelefon hineinpfuscht. Der Mann mit Fäkalsprachdurchfall („Zuerst massakrier’ ich dich, und dann scheiß’ ich dir in den Kopf!!“) und ungehemmt ausgelebter Neigung zum machoiden Hip-Hop-Posing entpuppt sich erst auf den zweiten Blick als Tom Cruise.

Mit dem Drastik, Sentiment und Humanismus im Witzverbotsbereich geschickt austarierenden Humor der Brüder Farrelly (There‘s Something About Mary mit Ben Stiller oder Shallow Hal mit Jack Black) hat Tropic Thunder nicht eben viel zu tun, noch weniger jedoch mit der im Sketch-Stakkato rotierenden Schmähkanone von David Zucker (zuletzt Scary Movie 4 und Superhero Movie), die Hollywoods aktuelle Erfolgsfilme zwar erbarmungslos durchpersifliert, damit die sprichwörtlichen Lachmuskeln aber bloß übersäuert. Persiflagen gibt es natürlich auch in Stillers Blödelei (er selbst torkelt etwa mit Pandamaske und irrem Blick auf den Spuren von Brandos Colonel Kurtz im Dschungel umher), die Konstruktionspläne seiner Meta-Farce sind aber immerhin einem bis in die Vorab-Trailer durchkomponierten Storykonzept nachgeordnet, das überdies jede Menge Situationskomik eröffnet. Angriffsziel übrigens sind nicht Veteranen und Behinderte, sondern das eitle Hollywood und seine bis in die hinterletzten Winkel dieser Welt reichende Anhängerschaft. Sich darüber lustig zu machen, ist nicht nur leicht, sondern auch erlaubt.