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Eine Hochzeit und andere Kuriositäten

| Günter Pscheider |

Wodkagetränkte Comedy of Manners über Gier und Korruption im ländlichen Polen.

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Hochzeiten werden häufig als Schauplätze von großen Gefühlen eingesetzt, oftmals in Verbindung mit deren verheerenden negativen Folgen. Die romantische Idee einer Verbindung für immer weckt große Hoffnungen bei allen Beteiligten, die man in Komödien hervorragend mit der rauen Wirklichkeit kontrastieren kann.

Am Anfang scheint alles in bester Ordnung: Die Braut ist wunderschön, der Bräutigam nervös, aber gefasst, und der Brautvater hat die Organisation der Feierlichkeiten in einem Landgasthof bestens im Griff. Aber dieser friedliche Zustand hält nicht lange an. Schon bald stellt sich heraus, dass die schwangere Braut eigentlich den Vater ihres ungeborenen Kindes liebt, der sich als Videodokumentarist eingeschlichen hat. Für den Bräutigam ist die einzige Motivation zur Heirat ein neuer Audi aus Deutschland, der Vater der Braut ist nur darauf aus, dass der Schein gewahrt bleibt und dass diese Hochzeit so wenig wie möglich von seinen heimlich gehorteten Ersparnissen in Anspruch nimmt. Als der halb senile, aber scharfsichtige Großvater das Feld nicht mehr hergeben will, mit dem ein zwielichtiger Autoschieber bezahlt werden sollte, kommt eine Kettenreaktion von völlig absurden Rettungsaktionen in Gang. Mehr und mehr Zloty wechseln den Besitzer ob der turbulenten Verwicklungen um einen Notar auf Entziehungskur, korrupte Polizisten und einen Seitensprung, bei dem die ahnungslose Gattin den Brautvater im Abstellraum in flagranti erwischt. Immer wieder versucht er sich vor der Begleichung seiner zahllosen Verpflichtungen zu drücken, aber als der Autoschieber ihm einen Finger abschießt, um seiner Forderung nach der Einlösung der Schuld Nachdruck zu verleihen, geraten die Dinge endgültig außer Kontrolle.

Eine Hochzeit und andere Kuriositäten war in seinem Entstehungsland ein veritabler Erfolg, ein Zeugnis für die Selbstironie der Polen, schließlich gibt es kaum positiv gezeichnete Charaktere in dieser schwungvoll inszenierten Farce um Gier, Korruption und Heuchelei. Auch die Kirche kriegt ihr Fett weg, überhaupt offenbaren sich nach exzessiver Wodka-Konsumation alle nur denkbaren menschlichen Schwächen im Übermaß. Leider belässt es die Inszenierung weitgehend auf der turbulenten Handlung, während die Charaktere blass bleiben und die Möglichkeit eines Wandels nicht einmal angedeutet wird. Mehrfache Variationen des immer gleichen Themas der moralischen Verderbtheit lassen dann doch Langeweile aufkommen, vor allem weil man mit den Figuren nicht richtig mitleiden kann.