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The Strangers

| Alexandra Zawia |

Drei maskierte Psychopathen haben sich in Bryan Bertinos vorwiegend gelungenem Regiedebüt ein junges Paar als Opfer auserkoren.

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„Ist Tamara da?” – „Nein, ich glaube, du hast das falsche Haus erwischt.” Doch mit  seiner Antwort irrt sich James (Scott Speedman). Denn für die „Strangers” zählt nicht richtig oder falsch, sondern nur bewohnt oder unbewohnt. Es ist die tief verwurzelte Angst, dass unser Empfinden von aufgebauter Sicherheit (insbesondere im eigenen Heim) illusorisch sein könnte, die sich der so genannte Home-Invasion-Thriller zunutze macht. Dass verschlossene Türen und Fenster nicht mehr ausreichen, um das von Außen eindringende  Böse abzuhalten und so Vertrauen und Geborgenheit willkürlich ausgelöscht werden könnten.

Es sind drei Fremde, die in Bryan Bertinos erster Regiearbeit zuerst als schemenhafte Gestalten, später als mit Puppenmasken und einem Tuch maskierte Psychopathen in das Haus von James und Kristen (Liv Tyler) eindringen und sie einer Tortur des Erschreckens, Versteckens und Verfolgens aussetzen. Bertino inszeniert dies in der ersten Hälfte selbstbewusst (und relativ unblutig) gegen den Mainstream Hollywoods, das den Home Invasion-Film längst als profitables Sub-Genre entdeckt hat.

Effizient eingesetzte Stille und der Verzicht auf einen Background-Score etablieren zu Beginn das Szenario eindrücklich: Nach der Hochzeit eines Freundes wollen James und Kristen in einem entlegenen Ferienhaus übernachten. Die Stimmung ist prekär: Kristen hat James’ Heiratsantrag abgelehnt. Emotional verletzte Menschen in einer momentan sehr verletzlichen Beziehung finden hier vorerst jene Zuflucht und Geborgenheit, die sie für sich selbst nicht herstellen können. Es ist die ängstliche Frage nach jemals wieder möglicher Stabilität, die auftaucht, als es um vier Uhr früh plötzlich an der Türe klopft. Kein gewöhnliches Klopfen, sondern ein durchdringendes, erschütterndes, dröhnendes Geräusch. Das allein macht Angst und unterstreicht, dass ein exzellentes Sounddesign in diesem Film gleichsam als ein weiterer Protagonist fungiert. „Ist Tamara da?” ,fragt die dumpfe Stimme einer jungen Frau an der Tür. Später kann man Kristens panisches Lauschen in die Stille hinein regelrecht hören – und erträgt es kaum. Beinahe hält Bertinos Inszenierung den Balance-Akt zwischen nachhaltigem Psychothriller und vordergründigem Slasher-Movie durch, doch zuviel Independent-Konsequenz haben die Produzenten dann wohl doch nicht durchgehen lassen. Wenn also am Ende als Begründung der Satz fällt: “Weil ihr zuhause wart”, ist dem Film die Luft leider längst ausgegangen.