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Grace is Gone

| Bettina Schuler |

Eine amerikanische Familie muss mit den tragischen Konsequenzen des Irak-Kriegs fertig werden.

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Als eingefleischter Patriot ist Stanley Phillips überzeugt von der Richtigkeit des Irak-Krieges. Als jedoch seine bei der US-Army dienende Frau bei ihrem dortigen Einsatz ums Leben kommt, wird er von der bitteren Realität heimgesucht und gerät ins Zweifeln. Unfähig, seinen beiden Töchter vom Tod ihrer Mutter zu berichten, beschließt er, ihnen ein paar letzte sorglose Tage in einem Vergnügungspark zu bescheren und ihnen erst danach den schweren Verlust mitzuteilen. Doch die Kinder, überrascht von dem hastigen Aufbruch ihres Vaters zu dem lang versprochenen Ausflug, ahnen, dass er versucht, etwas vor ihnen zu verbergen.

Schon lange ist der Irak-Krieg im US-amerikanischen Film und Fernsehen angekommen. Mit Over There widmete der TV-Sender FX diesem Thema gleich eine ganze Serie, und auch im Kino setzten sich Regisseure wie Paul Haggis mit In the Valley of Elah und Brian de Palma mit Redacted mit den Folgen dieses Krieges auseinander. Doch lag der Fokus dabei mehr auf den im Irak stationierten Soldaten, denn auf deren daheim gebliebenen Familien, die in einem unveränderten Alltag mit der täglichen Angst um ihre Angehörigen klarkommen müssen, im schlimmsten Fall sogar mit deren Tod. Grace is Gone widmet sich dieser Perspektive und bricht zudem noch mit dem üblichen Kriegsszenario, in dem es nicht der Vater, sondern die Mutter ist, die im Krieg fällt, wodurch diese sehr klassisch strukturierte amerikanische Familie plötzlich ihres emotionalen Oberhauptes beraubt wird. Der Vater, großartig gespielt von John Cusack, muss sich daher nicht nur mit dem Verlust seiner Frau, sondern auch erstmals intensiv mit den Gefühlen seiner Töchter auseinandersetzen, von denen er bislang eigentlich nicht viel mehr wusste als das Notwendigste. So wird der Roadtrip der Familie nicht nur zu einem Versuch, den Verlust für eine kurze Zeit zu verdrängen, sondern auch zu einem Findungsprozess zu einer neuen Familienkonstellation, in welcher der Vater auch die Rolle der Mutter übernehmen muss.

Ein sensibler Film, in dem es Regisseur James C. Strouse gelungen ist, das Thema Verlust und Trauerarbeit im Kontext des Irak-Krieges unprätentiös umzusetzen und sehr deutlich den schmerzlichen Unterschied zwischen dem Sprechen über und dem Einstehen für seine politischen Überzeugungen herauszuarbeiten, ohne dabei selbst eine politische Position zu beziehen. Was gleichzeitig auch eines der wenigen Mankos dieses ansonsten sehr gelungen Filmes ist.