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Marco Kreuzpaintner versucht mit seiner Verfilmung von Otfried Preußlers Jugendbuchklassiker auf der Harry Potter-Welle mitzuschwimmen.

Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges, in einem harten, langen Winter, wird der Waisenjunge Krabat (David Kross) in der abgelegenen Schwarzen Mühle als Lehrling aufgenommen. Dort muss er sich bewähren, nicht nur gegenüber den anderen elf Müllerburschen, sondern vor allem vor dem Furcht einflößenden Meister (Christian Redl). Doch er lernt schnell die Regeln und Rituale und ist fasziniert vom Männerbund und der dunklen Macht, der alle gehorchen. Bald wird auch Krabat in die Geheimnisse der schwarzen Magie eingewiesen und lernt, sich wie die anderen Gesellen in Raben zu verwandeln und durch Raum und Zeit zu fliegen. Doch die Aufnahme in den Geheimbund hat seinen Preis: Als Krabat sich in eine Bauernmagd verliebt, riskiert er damit nicht nur den Zorn seines Herrn, sondern auch das Leben des Mädchens. Am Ende, so düster soll es dann doch nicht sein, triumphieren doch Liebe und Freundschaft über die Verführungen der Macht.

Marco Kreuzpaintner, der zuvor unter anderem den Coming-Out-Drama Sommersturm und in den USA Trade, einen Thriller über internationalen Kinderhandel drehte, beweist hier erneut sein Talent für Stoffe über Jugendliche, die sich auf der Suche nach ihrer Identität bewähren müssen. Die Parallelen zwischen dem Zauberlehrling Krabat und seinem britischen Bruder im Geiste, Harry Potter, sind offensichtlich. Freilich ist die Vorlage, der Jugendbuchklassiker von Otfried Preußler weitaus älter als Joanne
K. Rowlings Bestseller-Reihe. Der Versuch, mit einem jugendgerechten Fantasystoff einen deutschen Blockbuster zu landen, ist zumindest an der Kinokasse gelungen. In Deutschland haben den Film seit seinem Start Anfang Oktober bereits weit über eine Million Menschen gesehen. Doch dramaturgisch und technisch ist
Krabat noch lange kein deutscher Harry Potter, zu eindimensional wirkt das Spiel des zur Drehzeit 17-jährigen Hauptdarstellers David Kross, der arg blass wirkt gegen Christian Redls Darstellung des Meisters und die mit Jungstars wie Daniel Brühl und Robert Stadlober hochkarätig besetzte Gesellenriege. Regisseur Kreuzpaintner scheint zu wenig der Geschichte zu vertrauen, setzt zwar in einigen Szenen gekonnt auf Atmosphärisches, versucht aber zu sehr, den Anschluss an die Fantasy-Standards Hollywoods zu finden. Und das ist der eigentliche Fehler des Zauberlehrlings: Im internationalen Wettbewerb können die Spezial-effekte nicht mithalten, mehr als einmal wirken Szenen deshalb weniger magisch denn wie Hokuspokus.