Hildegard Knef Film

Filmkritik

Hilde

| Daniela Sannwald |

Das Biopic über Hildegard Knef kommt über Aufgestelltes und Aufgesagtes nicht hinaus.

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Hildegard Knef, Schauspielerin, Sängerin, Schriftstellerin, ist eher als Berlinerin denn als Deutsche bekannt geworden: Die 1925 geborene Künstlerin wuchs in Berlin auf und starb dort im Jahr 2002; sie stand für „Herz mit Schnauze“, den etwas ruppigen Charme, der als charakteristisch für die Bewohner der Hauptstadt gilt. Der Anfang ihrer Karriere fällt in die Zeit des Trümmerfilms, jenes Genres also, das kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfunden wurde. Knef ging nach Hollywood, blieb jedoch ohne Engagement, und so ließ sie sich 1950 von Willi Forst für die Hauptrolle in Die Sünderin besetzen, ihre kurze Nacktszene in dem Film sorgte für Skandale in der jungen Bundesrepublik. Knef bekam jetzt doch Rollenangebote aus ganz Europa und den USA. In den Sechziger Jahren erfand sie sich als Chanson-Sängerin neu, und 1970 veröffentlichte sie ihre Memoiren unter dem Titel Der geschenkte Gaul, der zum internationalen Bestseller wurde.

Gleichzeitig war Knef ein Medienphänomen: Sie brachte Themen an die Öffentlichkeit, die damals tabu waren – ihre Ehe mit dem wesentlich jüngeren britischen Schauspieler David Cameron, ihre Brustkrebs- und Schönheitsoperationen; und dass sie mit über 40 Jahren zum ersten Mal Mutter wurde, galt in den Sechziger Jahren geradezu als obszön. Hildegard Knef überstand sämtliche Skandale zwar nicht ungerührt, aber würdevoll und wurde zum Idol für Millionen von Frauen und schwulen Männern, die sich gleichermaßen mit ihrer Unangepasstheit identifizierten.

All das erzählt der von Kai Wessel inszenierte Film Hilde nicht. Stattdessen sieht man Heike Makatsch mit angeklebten Wimpern in den schicken Kastenkleidern der Sechziger Jahre, worin sie sich sehr elegant ausnimmt. Aber der Look ist es nicht allein, und Makatsch bemüht sich redlich, die tiefe Stimme und den schnoddrigen Duktus der Knef zu imitieren, singt sogar deren Chansons, allerdings merkt man ihr die Anstrengung an. Es reicht dann doch nicht, gut auszusehen – wie die Interieurs, die man nach Fotos von Knefs Wohnungen nachgebaut hat, nur: wofür? Es merkt ja niemand. Kriegsszenario, und dann direkt in die Fünfziger Jahre: Der Film beschränkt sich auf den Zeitraum 1944 bis 1966, führt hektisch Nebenfiguren ein, um sie sogleich wieder zu verlassen, und zeigt die Titelheldin als ein von wechselnden Männern dominiertes Püppchen. Wer über Knef nichts weiß, erfährt auch in diesem Film nichts über sie, und wer sie als kreative und selbstbewusste Persönlichkeit kennt oder sogar mag, muss sich mindestens wundern.