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Kurzer Prozess

| Walter Gasperi |

Robert De Niro und Al Pacino fahnden als Ermittlerduo nach einem Serienkiller.

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Al Pacino und Robert De Niro – zwei Superstars, die beide aus New York stammen und in den Siebziger Jahren nicht zuletzt mit in New York spielenden Filmen, Pacino unter der Regie von Sidney Lumet (Serpico, Dog Day Afternoon), De Niro unter der von Martin Scorsese (Mean Streets, Taxi Driver), zu Weltruhm aufstiegen. Schon damals konnte man die beiden in einem Film sehen, doch eine gemeinsame Szene hatten sie in Coppolas The Godfather II (1974) nicht. Rund zwei Stunden warten ließ auch 21 Jahre später Michael Mann das Publikum in Heat, ehe er Pacino und De Niro als Kontrahenten in einer gemeinsamen Szene aufeinander treffen ließ.

Ganz anders ist das bei Righteous Kill, in dem Jon Avnet seine Stars schon während des Vorspanns beim Schießtraining zusammenführt, auch wenn sie dann die Montage trennt und man sie bei unterschiedlichen Hobbys, De Niro beim Baseball, Pacino beim Schachspiel sieht. Dass die beiden Schauspieler sein größtes und auch sein einziges Kapital sind, scheint Avnet durchaus bewusst, denn er setzt ganz auf sie. Souverän spielen sie ihre Parts als mit allen Wassern gewaschene, altgediente Polizisten herunter, De Niro als der impulsive, Pacino als der besonnene.

Mit einer grobkörnigen schwarzweißen Videoaufnahme, in der der von De Niro gespielte Cop ein Geständnis über eine von ihm begangene Mordserie ablegt, zu beginnen, erweist sich allerdings schon als inszenatorisch nicht unbedingt kluger Schachzug. Denn einerseits ist damit vorgezeichnet, dass sich die nächsten 95 Minuten geradlinig der Mordserie widmen werden, andererseits wird man einem solchen Geständnis am Filmbeginn auch kaum trauen, sodass eine potenzielle Wendung kaum überraschend kommt. Potenzial für Spannung und Ambivalenzen böten sich genug, denn es geht um Selbstjustiz, um das Zermürbende der Polizeiarbeit, um Loyalität und um den Gegensatz zwischen zwei desillusionierten alten und zwei übereifrigen jungen Polizisten. Aber an einer Vertiefung auch nur eines dieser Motive ist Avnets Inszenierung nicht interessiert. Da wird ziemlich beliebig Szene an Szene gereiht, keine Figur wird differenzierter gezeichnet, kein Konflikt weiter entwickelt, und der Schauplatz New York wird einzig durch einige dekorative Stadtansichten oder die Polizeimarke verankert. So plätschert dieser uninspiriert inszenierte und ebenso flache wie vorhersehbare Krimi mehr behäbig als dynamisch dahin. Einzig den beiden auf die 70 zugehenden Weltstars zuzusehen bereitet wenigstens einiges an Vergnügen.