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Underworld – der Aufstand der Lykaner

| Alexandra Seitz |

Der gekränkte König, die Mesalliance, der Rebell – klassische Konstellation rettet Konfektionsware. Fast.

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Die Geschichte der Fehde zwischen Vampiren und Werwölfen, die Len Wiseman in den beiden Filmen Underworld (2003) und Underworld: Evolution (2006) erzählte, war eine actionlastige Mixtur aus verwickelten Mutanten-Genealogien und wechselnden Verräter-Verschwörungen. Die Vorgeschichte der schaurigen Mär, die in Underworld: Rise Of The Lycans nachgereicht wird, ist dagegen denkbar einfach: Es begab sich nämlich vor 700 Jahren, dass Lucian und Sonja in Liebe zueinander entbrannten. Und weil Lucian ein versklavter Werwolf und Sonja die Tochter von Obervampir Viktor ist, steht diese Liebe naturgemäß unter keinem guten Stern.

Was folgt, ist eine Tragödie Shakespearescher Dimension, in der der enttäuschte Vater den Verrat der Tochter nicht verkraftet und das verzweifelte Paar einsehen muss, dass Liebe durchaus nicht immer stärker ist als der Tod. Inmitten des selbstverständlich auch im vorliegenden Fall gezündeten Spezialeffekte-Feuerwerks wirkt dieser ganz aufrichtig gemeinte und mit nachdrücklichem Engagement dargebotene Gefühlstumult allerdings etwas befremdlich. Aber was soll man machen, wenn Michael Sheen in der Rolle des meist halbnackten Lucian stur darauf beharrt, glaubwürdige schauspielerische Leistungen zu zeigen, und Bill Nighy als Viktor hinter seinem Kollegen nicht zurückstehen will? Nicht zu vergessen die schöne Rhona Mitra, die, offenbar gecastet, um über die Abwesenheit von Latex-Amazone Kate Beckinsale hinwegzutrösten, ihrer Figur der Sonja doch eine ganz eigene düstere Eleganz verleiht und eine alle Schranken negierende Sehnsucht nach dem Geliebten. Es ist jedoch zuvörderst Sheens mitreißend zwischen Spartacus und Romeo and Juliet wechselndes Spiel, das den Unterhaltungswert dieses ansonsten eher formalistischen Fließbandproduktes ganz erheblich erhöht.

Als neuer Stern am Regiehimmel stellt sich Patrick Tatopoulos – der für die Creature Effects des ersten Teils der Saga verantwortlich zeichnete, Produktionsdesigner des zweiten Teils war und mit dem dritten Teil sein Spielfilm-Regiedebüt gibt – nämlich nicht heraus. Immer wieder fährt er seinen Schauspielern mit als Schnittgewitter niedergehenden Kampfsequenzen in die Parade, zerfranst die Handlung eher, anstatt sie zu bündeln und schafft es daher ebenso wenig wie Wiseman vor ihm, dem Zuschauer schlüssig zu erklären, wozu es diesen ganzen Underworld–Unfug eigentlich braucht.