Nicolas Cage holt sich auf der Jagd nach dem Baum der Erkenntnis einen Sonnenbrand.

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Wenn die Kreationisten bei einem großen Hollywood-Studio einen Mystery-Thriller in Auftrag gäben, der von der Klimakatastrophe handeln soll und von der Apokalypse und, nicht zu vergessen, vom tieferen Sinn der ganzen Kosmos-Chose, dann könnte das Ergebnis ungefähr so aussehen wie Alex Proyas’ Knowing.

Das bedeutet auch, dass Nicolas Cage es schon wieder getan hat: Er hat der langen Reihe unsäglicher Genre-Produktionen, die seine Filmografie vollmüllen, ein weiteres überflüssiges Exemplar hinzugefügt, das nicht nur den Intellekt des Zuschauers beleidigt, sondern auch Cages Talent als Schauspieler betrügt. Selbst seine hartgesottensten Verteidiger dürften angesichts dieser neuesten Unzumutbarkeit, in der der Mime das Mimen mimt, in Argumentationsschwierigkeiten geraten.

Dabei fängt es eigentlich recht viel versprechend an: An einer Schule in Lexington, Massachusetts, wird eine vor 50 Jahren vergrabene Zeitkapsel geöffnet, in der die damaligen Schüler ihre Zukunftsvorstellungen in Form von Zeichnungen eingeschlossen hatten. Auf dem Zettel, den Caleb, Sohn des Astrophysikers John Koestler (Cage), mit Nachhause bringt, befinden sich jedoch lediglich lange, scheinbar willkürliche Reihen von Zahlen. Koestler aber, seit dem unzeitigen Tod seiner Frau mit dem Leben hadernd und am Sinn zweifelnd, findet bald heraus, was es mit den Nummern-Kolonnen auf sich hat. Und ehe er sich’s versieht, spielt er die undankbare Rolle des Rufers in der Wüste respektive des Propheten, der im eigenen Land nichts gilt.

Doch nicht nur Koestler gerät in Schwierigkeiten, auch der Film verliert an Bodenhaftung und sammelt auf seinem Höhenflug durch die niederen Gefilde von Philosophie, Religion und Esoterik unter anderem die folgenden ungeklärten Menschheitsfragen und rätselhaften Phänomene ein: die Endzeit-Visionen des Ezechiel, den göttlichen Funken, den Himmelswagen, einige Engel (aka Aliens – Wer fragt da nach dem Unterschied?), Steine aus Davey Jones’ Locker, die Debatte um Freiheit und Determinismus, Sonneneruptionen, sowie zwei oder drei Katastrophen-Sequenzen, die lärmend, brachial und eitel ihren Schauwert-Charakter ausstellen. Spätestens wenn Adam und Eva und zwei weiße Kaninchen im Paradies auf den am Horizont lockenden Baum der Erkenntnis zulaufen, weiß man, wo man gelandet ist: in der Hölle der hanebüchenen Drehbücher, gleich neben der Geld-, Talent- und Zeitverschwendung.