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Dossier Australien – George Miller über seinen Film „Mad Max“

Visueller Rock’n’Roll

| Ralph Umard |

George Miller arbeitete als Unfallarzt, ehe er an der Universität von Melbourne Regie studierte. Sein Endzeit-Thriller „Mad Max“, dem zwei Sequels folgten, verhalf ihm zum internationalen Durchbruch, der ihn in die USA führte, wo er „The Witches of Eastwick“, „Lorenzo’s Oil“ und „Babe: Pig in the City“ und zuletzt den Animationsfilm „Happy Feet“ inszenierte.

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Woran erinnern Sie sich im Zusammenhang mit Mad Max?
Dass es sehr chaotisch zuging, als wir den ersten Mad-Max-Film machten. Ich hatte nicht das Gefühl, die Kontrolle zu haben. Und es war sehr schwer, Geld aufzutreiben. Ich brauchte ein Jahr, um den Film zu machen, aber zwei Jahre, um die 350.000 Dollar dafür aufzutreiben. Wir sind zu Freunden und Bekannten gegangen und baten sie um ein bisschen Geld.

Sie hatten ja zuerst als Arzt gearbeitet.
Ja, unter anderem in der Notfallaufnahme eines Krankenhauses in Sydney, da sieht man schlimme Verletzungen, Leute im Schockzustand, Sterbende. Diese Erfahrung ist sicherlich eingegangen in die Mad Max-Filme, wo es ja um extreme Situationen geht. Regie führen hatte ich von Anfang an im Blut. Aber natürlich musste man seine Fähigkeiten entwickeln, indem man einfach drehte. Damals konnte man von der Regierung kleine Fördergelder für Low-Budget-Produktionen bekommen, und mit Byron Kennedy habe ich zunächst drei Kurzfilme gedreht. Die meisten Regisseure, die heute in Amerika arbeiten, haben damals angefangen, Bruce Beresford, Peter Weir, Phillip Noyce. Damals hat jeder bei den Filmen der anderen mitgearbeitet, es war wundervoll. An einem Tag ging ich beispielsweise zum Set eines Kollegen und arbeitete dort ohne Bezahlung, etwa als Tonmann, am nächsten Tag kam jemand zu mir und machte die Kamera. Man lieh sich gegenseitig Equipment aus. Wenn Peter Weir einen Tag Drehpause machte, bekam ich die Kamera.

Waren Sie bei Mad Max vom Italowestern beeinflusst?
Definitiv, auch von den John Ford-Western. Ich denke, die Mad-Max-Filme sind das moderne Western-Äquivalent.

Mad Max brachte eine neue Intensität und eine enormes Tempo ins Action-Genre.
Langeweile ist die Kardinalssünde beim Filmemachen. Wir wollten das Publikum überwältigen, in die Action reinziehen, psychisch und auch physisch in Unruhe versetzen. Visueller Rock’n’Roll. Mad Max haben wir in sechs Wochen abgedreht, dann aber neun Monate geschnitten, und wenn manche Schnitte dann sehr schnell waren, lag es auch daran, dass Byron Kennedy und ich die peinlichen Fehler bei den Filmaufnahmen ungesehen machen wollten.