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Kleine Verbrechen

| Thomas Abeltshauser |

In der sommerlichen Krimikomödie sucht Dorfpolizist Leonidas ein Verbrechen und findet die Liebe.

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Die kleine Insel Thirassia scheint wie aus dem Traum eines Griechenlandliebhabers entsprungen. Ein verschlafenes Nest mit weißgetünchten Häusern, die sich pittoresk an den Felshang schmiegen und azurblaues Meer, so weit das Auge reicht. Eine heile Welt, in der die Zeit scheinbar stehen geblieben ist. Nur einem ist es hier zu ruhig: Der junge Dorfpolizist Leonidas würde sich lieber heute als morgen nach Athen versetzen lassen, um dort auf Gangsterjagd zu gehen. Auf der Insel hat er nichts Besseres zu tun, als mit seinem Moped durch die hügelige Landschaft zu fahren und einheimische Autofahrer zu kontrollieren oder FKK-Urlauber zu verwarnen. Nur ernst nimmt ihn dabei keiner. Seine Chance sieht er gekommen, als eines Tages wirklich was passiert. Eine echte Leiche, unten an der Klippe. Der Tote ist Zacharias, einer der älteren Dorfbewohner und schon bald hat jeder auf der Insel seine eigene Version über dessen Ableben. Nur Leonidas glaubt nicht an einen Unfall, sondern vermutet ein Verbrechen. Doch die einzige, die sich für seine Ermittlungen interessiert, ist Angeliki, schönstes Mädchen der Insel und mittlerweile TV-Moderatorin im Athener Frühstücksfernsehen. Natürlich verguckt sich Leonidas auf der nicht sehr erfolgreichen Ermittlungstour in sie.

Der 1966 in London geborene und auf Zypern aufgewachsene Regisseur Christos Georgious erzählt seine Inselgeschichte vor allem zu Beginn mit leicht skurrilem, warmherzigem Witz und lässt dabei kaum ein Klischee aus. Hier kennt jeder jeden und hatte ein Hühnchen zu rupfen mit dem Toten. So fügt sich das Bild durch jede neue Zeugenaussage, die in amüsant makabren Rückblicken die mögliche Todesursache durchspielt, bald zu einem absurden Hypothesenmosaik. Doch so richtig in Fahrt kommt die Krimikomödie dabei nie, zu spannungsarm und vorhersehbar sind die Situationen. Vor allem in der zweiten Hälfte verliert der Film fast völlig den satirischen Blick auf hellenische Stereotypen, trotz eines ironisch kommentierenden Soundtracks. Stattdessen fokussiert sich Kleine Verbrechen auf die romantischen Verwicklungen und thematisiert unterschwellig die Zerrissenheit der griechischen Gesellschaft zwischen Tradition und Fortschritt, Heimatverbundenheit und Landflucht. Man muss nur zu seinen Wurzeln finden und seinen Frieden machen, lässt uns die dann gar nicht mehr so harmlose Komödie glauben und singt am Ende das Hohelied auf Familie und Heimat.