Roadmovie über zwei Außenseiter, die zu Freunden werden.

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Kaum ein Filmgenre hat ein so unverkennbares Regelwerk wie das Roadmovie. Das Ausbrechen aus dem Alltag, Freiheitssuche, Einsamkeit – alles Motive, die auch der Belgier Bouli Lanners in Eldorado vergnüglich ausbreitet und adaptiert. Als Regisseur setzt er auf die tragfähige Symbiose von Panoramashots der flachen Weiten seines Heimatlandes und klirrenden Bluesgitarren; als Darsteller des tollpatschigen Yvan wiederum weckt er Assoziationen mit den skurill-liebenswerten Figuren aus Filmen der Coen-Brüder (die Ähnlichkeit mit Jeff „The Dude“ Lebowski ist unverkennbar).  Yvans Partner wie Kontrahent auf dem Beifahrersitz des klapprigen Chevrolets ist der hagere Elie (Fabrice Adde), der zuvor noch von dem erfolglosen Autoverkäufer als Einbrecher überrascht wurde. Yvan will Elie aussetzen, doch dann überkommt ihn Mitleid und er beschließt, den dümmlichen Landstreicher bis zum Haus seiner Eltern an die französische Grenze zu führen.

Klar, dass der Benzinritt über die verlassenen Landstraßen Walloniens nicht ohne Begegnungen der unorthodoxen Art abläuft: Ein vermeintlicher Pannenhelfer entpuppt sich als Psychopath mit einem Faible für kaputte Autos. Ein Nudist wird zum Retter in der Not. Und bei einer Raststation fällt ein lebensmüder Hund auf das Autodach.

So sympathisch Lanners seine Figuren zeichnet, so uninspiriert und sperrig wirken bisweilen die Dialoge der beiden Verlierertypen. Wirklich starke Pointen ergeben sich selten – etwa wenn Yvan und Elie den Faschismus der (Nicht-)Raucher erörtern. Eldorado driftet stattdessen immer wieder auf die emotionale Seite ab: Trotz ihrer offenkundigen Gegensätzlichkeit verbindet Yvan und Elie die Erinnerung an die behütete Kindheit und die rohe Zäsur dieser Sorglosigkeit. Während der eine seinen jüngeren Bruder durch eine Überdosis verloren hat, erlebt der andere den unvermeidlichen psychischen Sturzflug am Ziel der Reise: Elies Mutter kann die Wandlung ihres Sohnes vom netten Teenager zum heruntergekommenen Ex-Junkie nicht verkraften, sein Vater setzt den verlorenen Sohn unversehens vor die Tür. Ab da geht es bergab: Die idyllischen Landschaftsbilder tauscht Lanners gegen die Tristesse der Vorstadt, die Unverkrampftheit der begonnenen Freundschaft weicht der Enttäuschung. Das mühsam aufgebaute Vertrauen – eines der zentralen Motive des Filmemachers – zerbricht am Ende des Films. Übrig bleibt der moralische Zeigefinger, der in dem mit dem Nachwuchspreis Regards Jeunes in Cannes 2008 ausgezeichneten Film durchaus hätte ausgespart werden können.