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Die kleinen Bankräuber

| Julia Kopetzky |

Ein lettisch-österreichischer Kinderfilm mit Mäusen, Markovics und Moneten.

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Dass Banken böse sind, hat sich in Zeiten der Wirtschaftskrise auch bis Lettland herumgesprochen. Die Credo Banka in Riga und ihr fieser Bankdirektor sind da keine Ausnahmen. Auch Robby und Luise müssen mit ansehen, wie ihren Eltern der Kredit gekündigt und ihre schöne neue Wohnung von der Bank gepfändet wird. Die Familie zieht zu den Großeltern aufs Land. Aber der kleine Robby heckt einen Plan aus, die „Bad Bank“ um einige Devisen zu erleichtern. Mit Kinderfilmen ist das so eine Sache. Da gibt es die einen, die eigentlich für Erwachsene sind und Kinder können Zwecks Alibi halt auch mitgehen – in diese Kategorie fallen Shrek, Madagascar und Co. Und da gibt es die anderen, die lieb und brav daherkommen, aber wenig mit der realen Welt der meisten Kinder zu tun haben. Dazu zählt auch Die kleinen Bankräuber. Der Plot – schlaue Kinder tricksen miese Gauner aus – ist bewährt und altbekannt. Schon die unvergleichliche Pippi Langstrumpf hat die beiden Landstreicher Donner Karlson und Blom gekonnt an der Nase herumführt. Nur leider sind diese kleinen Bankräuber nicht ganz so frech und furchtlos wie Astrid Lindgrens geniale Kinderbuchheldin. Anleihen an Lindgren-Klassiker finden sich allerdings auch in einigen Szenen. So tappt der böse Bankdirektor, gespielt von Karl Markovics, ähnlich ungeschickt in Mäusefallen wie anno dazumal der Vater von Michel aus Lönneberga – und das finden Kinder auch heute noch zum Abwinken lustig.

Das eher langsame Tempo des Films ist im Vergleich zu den meist extrem schnell geschnitten Animationsfilmen auch für kleinere Kinder geeignet. Und so wirklich zum Fürchten sind die Bösewichte auch nicht. Allerdings hätte man aus den Figuren etwas mehr herausholen können, sie sind weder dramaturgisch überzeichnete Karikaturen noch „echte“ Menschen. Auch die beiden Kinder, die angenehm unaufgeregt ihre Rollen spielen, sind – wenn man von der Tatsache absieht, dass sie eine Bank ausrauben – zu sittsam und wohlerzogen um wahr zu sein. Keine Streitereien, keine Pitzeleien, keine Kraftausdrücke – solche Kinder gibt’s nicht einmal im Märchen.

Die kleinen Bankräuber leidet ein wenig unter der halbherzigen Inszenierung, die wenig Originelles, wenig Neues zu bieten hat. Etwas mehr Recherche darüber, wie Kinder wirklich ticken, und etwas mehr Mut zur Wirklichkeit hätte dem Film gut getan. So werden in erster Linie altbekannte Klischees – vom schrulligen Opa bis zur perfekten Bauernhofidylle – bedient. Aber das Leben von Kindern heute sieht nun mal nicht aus wie ein Werbespot für Landfrischkäse – und das ist auch gut so.