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Erzähl mir was vom Regen

| Walter Gasperi |

Geschliffene Komödie über die Probleme des Lebens und menschliche Schwächen.

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Nach Lust auf Anderes und Schau mich an! legt Agnès Jaoui, die als Drehbuchautorin für Alain Resnais bekannt wurde, mit Erzähl mir was vom Regen ihren dritten Spielfilm vor. In Form und Inhalt setzt sie dabei ihr bisheriges Werk konsequent fort. Wieder verzichtet Jaoui auf inszenatorische Spielereien, setzt stattdessen auf geschliffene Dialoge und lässt einem lustvoll aufspielenden Ensemble Raum und Zeit, um in langen Plansequenzen den Charakteren Profil zu verleihen und Konflikte sichtbar zu machen. Konstanten lassen sich auch bei der Besetzung feststellen, werden die Hauptrollen doch wiederum von Jaoui selbst und ihrem Partner Jean-Pierre Bacri gespielt.

Bacri verkörpert einen dilettantischen Filmregisseur, der seinen einzigen brauchbaren Film vor 20 Jahren gedreht hat und nun eine Interviewserie über erfolgreiche Frauen plant. Beginnen möchte er mit einem Porträt der von Jaoui gespielten feministischen Buchautorin und Politikerin Agathe Villanova.

Dieses Interview, das immer wieder am Unvermögen des Regisseurs scheitert, zieht sich als roter Faden und Running Gag durch den Film und dient als Ausgangspunkt für die Entfaltung eines fein gesponnenen Beziehungsgeflechts. Denn einerseits hat der Regisseur ein Verhältnis mit der verheirateten Schwester der Politikerin, andererseits kennt sein algerischstämmiger Assistent und Kameramann Karim als Sohn von Villanovas Haushälterin die Familie.

Genau ist Jaouis Blick auf die Probleme des Lebens und menschliche Schwächen. Prägnant zeigt sie, wie unter der Profilierungssucht und Dominanz der Politikerin nicht nur ihr Lebenspartner sondern auch ihre Schwester leidet, kritisiert die Missachtung der Migranten, gegen die sich Karim auflehnt, ebenso wie den Selbstbetrug des Filmemachers, der weder sich noch den anderen je sein berufliches und privates Scheitern eingestehen würde. Allerdings fehlen die Ambivalenzen, die die Charaktere von Jaouis bisherigen Filmen auszeichneten, dafür gewinnt eine teilweise auch platte Situationskomik an Gewicht und sorgt für witzige Momente.

Trotz dieses kritischen Blicks ist der Ton des Films grundsätzlich optimistisch. Im Regen des Titels kann man dabei eine Metapher fürs Leben sehen. Denn wie es hier im sommerlichen Südfrankreich mehrmals wolkenbruchartig regnet, dazwischen aber auch immer mal die Sonne scheint, so scheint die Regisseurin auch das Leben zu sehen: Vorwiegend heiter, auch wenn es dazwischen immer mal wieder heftige Unstimmigkeiten, Krisen und Sorgen gibt.