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Neues aus Kalifornien

| Andreas Ungerböck :: Jörg Schiffauer |

Eine Vorschau auf Hollywoods Höhepunkte des Kinojahres 2010

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18 Jahre ist es her, dass Kevin Costner sich in die Strumpfhosen quetschte, vor 16 Jahren gab es Mel Brooks’ nicht wirklich gelungene Parodie Men in Tights – in periodischen Abständen muss es wohl sein, dass Robin Hood, der Rächer von Sherwood Forest, ins internationale Blockbuster-Geschehen eingreift. Diesmal hat sich niemand Geringerer als Ridley Scott des Stoffes angenommen, und wenn man das weiß, weiß man auch, wer den Mann in Strumpfhosen gibt: natürlich Russell Crowe. Dem großen Neuseeländer steht eine große Australierin zur Seite, nämlich Cate Blanchett als Maid Marian, weiters versammeln sich Kevin Durand, William Hurt, Max von Sydow und Danny Huston, der den König Richard spielt. Das Drehbuch stammt von Brian Helgeland. Geritten und gestritten wird ab 14. Mai, Verleih ist Universal Pictures.

Einen ungemein stimmungsvollen Horrorfilm aus dem Jahr 1941 zu remaken, dazu gehört Courage. Joe Johnston, bisher nicht gerade als Meister der feinen Klinge bekannt, stellt sich dem Vergleich mit der Geschichte eines Mannes (grandioses Drehbuch: Curt Siodmak), der von einer Bestie angefallen wird und – trotz seines „sicheren“ Wissens, dass das nicht sein „kann“ – zu The Wolf Man mutiert. Größen wie Claude Rains, Warren William, Ralph Bellamy und Bela Lugosi machten den Film zu einem Klassiker, diesmal sind u. a. Anthony Hopkins, Benicio del Toro, Hugo Weaving und Geraldine Chaplin am Werk. The Wolfman, wie er jetzt heißt, sucht uns ab 12. Februar im Verleih von Universal Pictures heim.

Wenn Pixar ruft, versammeln sich in aller Regel Massen von Menschen weltweit in den Kinos. Das wird bei Toy Story 3 (Walt Disney, 24. September) nicht anders sein. Während die überaus erfolgreichen ersten beiden Teile vorher noch in funkelnagelneues 3-D umgearbeitet und auf den Markt geworfen werden, wurde Teil 3 natürlich bereits zur Gänze in 3-D gedreht. Woody, Buzz Lightyear und all die anderen Spielzeuge finden sich, ausrangiert und ausgemistet, in einem Kindergarten wieder, als Andy, ihr früherer Besitzer aufs College geht. Das kann natürlich nur Komplikationen geben, denn wer schmeißt schon so gelungenes Spielzeug weg? Regie führte wieder Lee Unkrich, Ko-Regisseur von Toy Story 2, Monsters, Inc. und Finding Nemo.

Shrek Forever After (Universal Pictures, 9. Juli), das ist keine gewagte Prognose, wird der Sommer-Blockbuster des Jahres 2010 sein, nachdem ja schon die ersten drei Teile zu unglaublichen Kassenschlagern wurden. Den Titel Shrek Goes Fourth hat man fallen gelassen, weil man ja neuerdings die Tatsache, dass ein Film ein Sequel ist, schamhaft verschleiert. Wie auch immer, dem Spaß tut das keinen Abbruch, aber man sollte unbedingt auf die Originalfassung achten: Neben den üblichen Verdächtigen (Myers, Murphy, Diaz) kommen unter anderem Eric Idle und Paul McCartney (als Rumpelstilzchen!) zum Einsatz. Freuen darf man sich auch wieder auf CNN-Talk-Star Larry King als Doris, die hässliche Stiefschwester.

Brooklyn’s Finest (Filmladen, 26. März) heißt das neueste Werk von Action-Spezialist Antoine Fuqua, und wie in seinem größten Erfolg Training Day (2001), für den Denzel Washington mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, geht es auch diesmal – siehe Titel – um die Polizei. Die Wege dreier Cops (Richard Gere, Ethan Hawke und Don Cheadle) mit unterschiedlichem Hintergrund kreuzen sich, als einer von ihnen auf den Drogenbaron Caz (Wesley Snipes) angesetzt wird. Allzu viel Subtilität wird man sich von Fuqua nicht erwarten dürfen, dafür aber ganz bestimmt einen packenden, Action-reichen Film mit markigen Sprüchen. Powered by Testosteron.

Remakes von Horrorfilmen aus den Siebziger- und Achtziger Jahren standen in jüngster Vergangenheit hoch im Kurs, ein Trend, der sich auch 2010 fortsetzt. Den Anfang macht gleich zu Jahresbeginn The Stepfather (Sony Pictures, 1. Jänner), im Mittelpunkt steht dabei ein mordender Psychopath, der sich zur Tarnung die scheinbar perfekte kleinbürgerliche Idylle aufbaut. Michael Bay zeichnete schon für die Neuverfilmungen von Texas Chainsaw Massacre und Friday the 13th verantwortlich, mit A Nightmare on Elm Street (Kinostart voraussichtlich Mai) nimmt sich der umtriebige Produzent nun einen weiteren Spannungsklassiker vor. Und auch The Crazies, George Romeros etwas in Vergessenheit geratenes Meisterwerk um eine Kleinstadt, deren Bewohner versehentlich mit einem biologischen Kampfstoff verseucht werden, wurde einer Neubearbeitung unterzogen.

Der Irak-Krieg lässt Hollywood nicht los. Nach Kathryn Bigelows beeindruckendem, hierzulande ja leider nicht gestartetem The Hurt Locker steht nun Paul Greengrass’ Green Zone vor der Tür (Universal Pictures, 16. April). Die Vorlage stammt von Rajiv Chandrasekaran, seines Zeichens der ehemalige Bürochef der „Washington Post“ in Bagdad, das Drehbuch von Brian Helgeland. Matt Damon – wer sonst? – spielt einen CIA-Offizier, der auf krude Machenschaften im Zuge der US-Geheimdienstaktivitäten im Irak stößt und sich – wie könnte es anders sein? – selbst daran macht, die sprichwörtlichen Sümpfe trockenzulegen. Klingt nach Damons Bourne-Filmen, und auch die Musik klingt so: Komponiert hat auch hier John Powell.

Alice in Wonderland: Zweifellos ein Höhepunkt des Kinojahres 2010, das kann man gefahrlos jetzt schon behaupten.Tim Burton hat sich einen lang gehegten Traum erfüllt und Lewis Carrolls Jugendbuch-Klassiker und dessen Sequel „Through the Looking Glass“ in unglaubliche Bilder gegossen (Walt Disney, 5. März). Genauer sollte es wohl heißen: Er hat seine eigene Version davon gedreht. Wenig überraschend, dass ihm dabei seine Gattin Helena Bonham-Carter und – wie so oft – der beste Freund der Familie, Johnny Depp, zur Seite standen. Die 20-jährige Australierin Maria Wasikowska ist in der Titelrolle zu sehen, weiters spielen Crispin Glover, Anne Hathaway, Timothy Spall, Christopher Lee und Michael Sheen, um nur ein paar zu nennen.

An den Erfolg eines Films aus den Achtziger Jahren hat sich offensichtlich Robert Rodriguez (als Produzent) angesichts seines neuen Projekts erinnert. Bei Predators (Centfox, 9. Juli) handelt es sich um das Remake von John McTiernans Vorlage um einen kriegerischen Außerirdischen, der als Ein-Mann-Armee Arnold Schwarzenegger und seiner Söldnertruppe das Leben schwer machte. Regie führt diesmal der ungarische Regisseur Nimród Antal (Kontroll).

Dinner for Schmucks (Universal Pictures, 3. September) ist eine Komödie der deftigeren Sorte, dafür garantieren schon Regisseur Jay Roach (Austin Powers, von dem übrigens ein vierter Teil ansteht) und die Hauptdarsteller Paul Rudd und Steve Carell. Dinner für Spinner (Le Diner de cons), 1998 vom Meister der französischen Brachialkomödie, Francis Veber, mit Jacques Villeret und Thierry Lhermitte in Szene gesetzt, ist die Vorlage: Ein Pariser Verleger gibt darin einmal wöchentlich ein Abend-essen, bei dem die Gäste angehalten sind, eine möglichst bescheuerte Begleitperson mitzubringen. Der perfekte Stoff also für die unzimperlichen Jungs aus Hollywood.

Interessant klingt Repo Men (aka Repossession Mambo, Universal Pictures, 4. Juni), auch wenn Regisseur Miguel Sapochnik ein ziemlich unbeschriebenes Blatt ist und der Film nichts mit Alex Cox’ Kracher Repo Man (1984) zu tun hat. Die Story spielt in einer Zukunft, in der man künstliche Organe auf Kredit kaufen kann. Remy hat ein solches neues Herz und ist mit seinen Ratenzahlungen im Rückstand. Er fürchtet jetzt zu Recht, dass die „repo men“, also die Schuldeneintreiber, auf seiner Spur sind, um ihm die Pumpe wieder wegzunehmen. Es spielen unter anderem Jude Law, Liev Schreiber, Forest Whitaker und Carice van Houten – eine Besetzung, die viel verspricht.

Men Who Stare at Goats? Ein Filmtitel? Eine Kriegskomödie? Ja, Grant Heslov wagt sich an dieses verpönte Genre, und er bringt Unterstützung mit: George Clooney, Ewan McGregor, Jeff Bridges und Kevin Spacey, das kann sich schon sehen lassen. Die schräge Story nach einem Roman des britischen Autors Jon Ronson dreht sich um den Reporter Bob Wilton (McGregor), der in Kuwait darauf wartet, in den Irak reisen zu können. Er trifft einen höchst eigenartigen Offizier (Clooney), der behauptet, einer Einheit der US-Army anzugehören, die sich mit paranormaler Kriegsführung beschäftigt. Bald weiß Wilton nicht mehr recht, wie ihm geschieht. Mal sehen, ob es die Ziegenmänner auch nach Österreich schaffen.

Über mehr als zwei Jahrzehnte war Robert De Niro der bevorzugte Darsteller von Martin Scorsese, diesen Platz scheint nun endgültig Leonardo DiCaprio eingenommen zu haben. Scorseses neuer Film Shutter Island (Constantin Film, 25. Februar) ist die bislang vierte gemeinsame Arbeit. DiCaprio spielt darin einen US-Marshall, der das rätselhafte Verschwinden einer Mörderin untersuchen soll, die in einer Anstalt für geisteskranke Kriminelle inhaftiert war. Der Ermittler vermutet bald, dass sich hinter den Gefängnismauern ein düsteres Geheimnis verbirgt. Als jedoch die Anstalt, die abgeschieden auf der Titel gebenden Insel liegt, durch einen Sturm von der Außenwelt abgeschnitten wird, gerät er selbst in höchste Gefahr. Neben DiCaprio hat Scorsese mit Mark Ruffalo, Ben Kingsley, Michelle Williams und Max von Sydow auf jeden Fall eine exzellente Schauspielerriege für seinen Psycho-Thriller verpflichtet.

Ganz nach Wunsch ist es für Oliver Stone in jüngster Vergangenheit sicher nicht gelaufen, zählten doch Filme wie Alexander oder World Trade Center nicht gerade zu den Meilensteinen seiner Karriere. Mit Wall Street 2: Money Never Sleeps (Centfox, 23. April), dem Sequel zu einem Film aus Stones erfolgreicheren Tagen, hat er angesichts der Finanzkrise zumindest ein Thema aufgegriffen, das an Aktualität nichts zu wünschen übrig lässt. Michael Douglas und Charlie Sheen sind bei dem Blick auf die Welt der Spekulanten wieder mit dabei.

Das war nicht unbedingt zu erwarten: M. Night Shyamalan, Spezialist für das Grimmig-Übersinnliche, nahm sich der bei Kids ungemein beliebten TV-Serie „Avatar“ (nicht zu verwechseln mit James Camerons Mega-Spektakel, das dieser Tage in die Kinos kommt) an und machte daraus The Last Airbender (Universal Pictures, 20. August). Der mächtige Avatar, der über die vier Nationen (Wasser, Feuer, Erde, Luft) gebietet, ist verschwunden, und schon gibt es – nach Jahrtausenden des Friedens – Krieg, als die Feuernation die anderen drei angreift. Dem zwölfjährigen Aang, gespielt von Noah Ringer, kommt als neuem Avatar die schwierige Aufgabe zu, den Streit zu schlichten. Ein Film vor allem für Jungs von 12 bis 92.

Der große alte Mann des US-amerikanischen Kinos, Clint Eastwood bleibt erfreulicherweise weiterhin höchst produktiv. Mit Invictus (Warner Bros., 18. Februar) rückt Eastwood die Bemühungen Nelson Mandelas, die tiefe Kluft in der südafrikanischen Bevölkerung nach Beendigung der Apartheid zu überwinden, in den Mittelpunkt. Als Präsident seines Landes wollte Mandela die 1995 in Südafrika stattfindende Rugby-WM nützen, um mit Hilfe der verbindenden Kraft des Sports die innere Spaltung zu überwinden – ein Vorhaben, das erfolgreich war, denn der Weltmeistertitel, den Südafrikas Team errang, brachte das Land zumindest kurzzeitig über alle gesellschaftlichen Schranken hinweg zusammen. Die Rolle Nelson Mandelas besetzte Eastwood mit Morgan Freeman, Francois Pienaar, Kapitän der legendären Rugby-Weltmeistermannschaft, dem bei Mandelas Vorhaben eine besondere Rolle zukam, verkörpert kein Geringerer als Matt Damon.

Mit einem düsteren Kapitel der Filmgeschichte setzt sich Oskar Roehler auseinander. Jud Süß – Film ohne Gewissen (Constantin Film) befasst sich mit der Entstehung des berüchtigten antisemitischen NS-Propagandafilms aus dem Jahr 1940, der geradezu exemplarisch auf das unrühmliche und opportunistische Verhalten nicht weniger Künstler in der Zeit des Nationalsozialismus verweist. Den Schauspieler Ferdinand Marian, der trotz anfänglicher Bedenken die Hauptrolle in dem von Veit Harlan inszenierten Jud Süß übernahm, verkörpert Tobias Moretti, Moritz Bleibtreu ist als Joseph Goebbels zu sehen. Anlaufen soll Jud Süß – Film ohne Gewissen im Herbst 2010.

An filmischen Comic-Adaptionen herrschte ja in den letzten Jahren wirklich kein Mangel, die Resultate waren allerdings von höchst unterschiedlicher Qualität. Zu den Überraschungserfolgen zählte jedoch sicherlich Iron Man, dessen Kämpfe gegen alle Schurken dieser Welt sowohl beim Publikum als auch bei den Kritikern höchst erfolgreich verliefen. Da durfte die Fortsetzung nicht lange ausbleiben, Iron Man 2 (Constantin Film, 6. Mai) wurde erneut von Jon Favreau in Szene gesetzt, Robert Downey Jr. kehrt in der Rolle des Titelhelden zurück, unterstützt wird er dabei von Gwyneth Paltrow und Scarlett Johansson, als sein Gegenspieler fungiert Mickey Rourke.

Der Name Phillip Noyce bürgt für Qualität, seine Arbeiten gehen fast immer über gehobenes Genre-Kino hinaus. Im Mittelpunkt von Salt (Sony Pictures, 26. August) steht eine verdiente CIA-Agentin, die plötzlich beschuldigt wird, im Auftrag Russlands zu arbeiten. Sie nützt ihre Erfahrung in geheimdienstlichen Operationen, um unterzutauchen und ihre Unschuld zu beweisen. Doch es bleiben Zweifel an ihren Motiven und ihrer Identität. Für die Hauptrolle konnte Phillip Noyce Angelina Jolie gewinnen.

Mit dem formal ungewöhnlichen Thriller Memento machte Christopher Nolan auf seine Qualitäten aufmerksam, spätestens seit The Dark Knight zählt der gebürtige Brite zu den gefragtesten Regisseuren Hollywoods. Dem entsprechend hoch sind da die Erwartungen an sein neuestes Werk, den Science-Fiction-Thriller Inception (Warner Bros., 19. August). Um den Plot wird, wie so oft, noch ein großes Geheimnis gemacht, besetzt ist der Film mit Leonardo DiCaprio, Marion Cotillard, Ellen Page und Tom Berenger auf jeden Fall einmal hochkarätig.

Dank seines schrägen Humors hat sich Wes Anderson als einer der eigenwilligsten Filmemacher des US-amerikanischen Kinos etabliert, mit Fantastic Mr. Fox (Centfox, 13. Mai) versucht er sich nun erstmals im Fachbereich Animation. Basierend auf dem gleichnamigen Buch von Roald Dahl erzählt der Film von einem Fuchs, der sein idyllisches Familienleben durch seine Leidenschaft für die Hühnerjagd immer wieder in Gefahr bringt. Andersons Handschrift dürfte dafür sorgen, dass Mr. Fox ein Animationsfilm der ganz besonderen Art wird.