Tetro

Filmkritik

Tetro

| Jörg Schiffauer |

Francis Coppola muss einen weiteren bitteren Fehlschlag verantworten.

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Es gab einmal Zeiten, da war ein neuer Film von Francis Ford Coppola nicht nur für Cineasten ein Pflichttermin, Meisterwerke wie The Godfather und Apocalypse Now haben ja auch völlig zu Recht ihren festen Platz in der Filmgeschichte. Doch seither – und diese Zeitspanne umfasst mittlerweile immerhin dreißig Jahre – ist es in der Karriere Coppolas nie mehr so richtig rund gelaufen. Zwar fanden sich immer wieder einige recht interessante Arbeiten (wie etwa Rumblefish oder Tucker: The Man and his Dream), doch die Zahl der völlig missglückten Versuche (es sei nur an Peggy Sue Got Married, Gardens of Stone oder The Rainmaker erinnert) begann langsam aber sicher die Überhand zu gewinnen. In den letzten Jahren schien sich Coppola ohnehin lieber auf die Winzerei als auf das Filmemachen zu konzentrieren, seine vorletzte Regiearbeit, Youth Without Youth blieb sogar weitgehend unter der Wahrnehmungsschwelle.

Mit Tetro hat Coppola nun seinen neuen Film vorgelegt, und die Enttäuschung erreicht damit neue Dimensionen. Das von Coppola selbst verfasste Drehbuch handelt von zwei Brüdern, die angesichts lange schwelender Familienkonflikte nur schwer zueinander finden. Beide Brüder haben dabei vor allem unter ihrem despotischen Übervater, einem berühmten Dirigenten, gelitten, Tetro (Vincent Gallo) hat als Konsequenz daraus mit der Familie gebrochen und sich in das Künstlerviertel von Buenos Aires zurückgezogen. Viele Jahre später sucht ihn sein jüngerer Bruder Bennie (Alden Ehrenreich) auf, doch schon bald brechen alte Wunden wieder auf, und nicht bewältigte Traumata aus Kindheit und Jugend belasten das Verhältnis der Brüder schwer.

Ein solches Sujet wäre in den Fünfziger und Sechziger Jahren als wuchtiges Drama im Stil eines Tennessee Williams vielleicht noch durchgegangen (obwohl man dem großen Literaten ja bitteres Unrecht tut, ihn im Zusammenhang mit dem missglückten Tetro als Referenz heranzuziehen), doch heute wirkt eine solche verkrampft psychologisierende Familiengeschichte nur mehr seltsam deplatziert und aufgesetzt. Dass Coppola den Plot auch noch mit sorgsam kadrierten Schwarzweißbildern, die in beinahe jeder Einstellung penetrant wie bemühtes Kunstkino wirken, jedoch nicht mehr als gepflegte Langeweile verbreiten, aufzulösen versucht, macht die Sache auch nicht besser. Von der innovativen Kraft, die Coppola als einer der führenden Proponenten New Hollywoods bei seinen früheren Arbeiten so kongenial einzusetzen verstand, ist bei Tetro nichts mehr übrig geblieben.