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Verdammnis

Filmkritik

Verdammnis

| Andreas Ungerböck |

Matte und uninspirierte Verfilmung des zweiten Teils von Stieg Larssons „Millennium“-Trilogie

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Eine Warnung schon zu Beginn: Sich diesen zweiten Teil anzuschauen, ohne den dritten (startet im Juni) sehen zu wollen, ist vollkommen sinnlos. Denn, auch wenn das nirgends ausgewiesen ist, hier wird die Story nicht abgeschlossen, sondern sie endet mit einem so genannten Cliffhanger, nach dem erst recht nichts klar ist. Lisbeth Salander, die begnadete Hackerin, hat ihre Millionen auf einer ausgedehnten Reise verbraten und sich eine luxuriöse Wohnung in Stockholm zugelegt, wohin sie zu Beginn des Films zurückkehrt. Diese zu genießen, ist ihr allerdings nicht beschieden, denn, wie es so schön heißt, all hell breaks loose. Drei Leute werden nacheinander ermordet, und die Polizei hält Lisbeth für die Täterin. Alles scheint mit Frauenhandel aus Osteuropa zu tun zu haben, in den auch prominente Zeitgenossen verwickelt sind. Und die Schlüsselfigur ist ein Mann namens Zala.

Wer Zala ist und wie und warum man ihn finden kann und muss, damit vergehen 129 Minuten, die lang dauern. Darin liegt eine gewisse Ironie, hat man doch aus Stieg Larssons groß angelegtem und detailreichem Roman – offensichtlich mit dem Buschmesser – eine Blockbuster-taugliche Story gezimmert, in der zentrale Figuren ebenso schnell verschwinden, wie sie aufgetaucht sind. Doch der Film steht sich selbst im Weg: Wo ohnehin alles klar ist, wird umständlich erklärt, unter anderem, dass die Zeitschrift „Millennium“, der auch der rehabilitierte Mikael Blomkvist wieder angehört, sich der Frauenhandel-Story annehmen wird. Stichwort Blomkvist: Besonders flau ist, dass das kongeniale Paar Journalist – Hackerin aus dem ersten Teil hier kaum gemeinsame Szenen hat, es viel zu lange dauert, bis sie überhaupt Kontakt zueinander aufnehmen, und dass die produktive Reibung, die sich aus ihren höchst unterschiedlichen Charakteren und Fähigkeiten ergibt, überhaupt nicht zum Tragen kommt. So bewegt sich der Film eher ziellos auf ein Ende zu, das keines ist, mit großen Löchern im Drehbuch und mit wenig Unterstützung durch Regisseur Alfredson (er ersetzte Niels Arden Oplev), der alles haargenau so filmt, wie man es erwarten würde. Aus dem großen Entwurf  Stieg Larssons wird so eine Art überlanger Fernseh-Krimi mit aller TV-immanenter Biederkeit. Zu beklagen ist einmal mehr auch die deutsche Titelgebung, die aus einem poetischen und zutreffenden „Mädchen, das mit dem Feuer spielt“ eine Verdammnis werden lässt. Und um dieses Protokoll einer Enttäuschung auch mit einem Cliffhanger enden zu lassen: Teil 3 (Vergebung) ist wesentlich besser, ihn anzuschauen macht allerdings nur Sinn, wenn man sich durch Teil 2 gequält hat. Verdammt.