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Pepperminta

Filmkritik

Pepperminta

| Günter Pscheider |

Überlange Aneinanderreihung von bunten Bildchen der Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist

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Der Anfang ist noch recht viel versprechend: Als die kleine Pepperminta den Rat ihrer toten Oma befolgt und immer das macht, was sie sich nicht traut, reagieren ihre Klassenkameraden und Lehrer mit Unverständnis und Ablehnung. Die mutige Kleine wird zur Außenseiterin. Diese Einführung ist stimmig und berührend erzählt, dauert aber leider nur kurz, bevor die zentrale „Handlung“ einsetzt: Auch 20 Jahre später lebt Pepperminta am Rande der Gesellschaft. Sie will mit Hilfe von knalligen Farben und einem Kelch voll Menstruationsblut die Menschen von ihren lächerlichen Alltagsängsten befreien. Durch ihren Glauben an die Möglichkeit einer besseren, freieren Welt überzeugt sie zuerst den pummeligen Werwen, dann die männlich wirkende Edna, sie auf ihrer anarchistischen Mission zu begleiten. Die alte Dame Leopoldine will in Frieden sterben, und der junge Koch Kwame erweist sich als treuer Gefährte beim Zusammenmischen der Farben, die die Welt retten sollen. Die Gruppe der Außenseiter verwandelt zuerst einen Uni-Hörsaal in ein orgiastisch psychedelisches Rave, dann stört sie die Gäste eines Luxusrestaurants mit der Kreation von phantasievollen Gerichten, bevor die Polizei sich auf ihre Spuren setzt.

Aber diesen Inhalt kann man getrost wieder vergessen, eine stringente Handlung konnte wohl kaum das Ziel der Schweizer Multimediakünstlerin Pipilotti Rist gewesen sein, die sich hier an ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm versucht. So werden einfach verschiedene mehr oder meist weniger originelle Aktionen durch die Aufhebung von Raum und Zeit und jeder dramaturgischen Regel lose miteinander verknüpft. Die eigentlich liebenswerten Figuren interagieren nur in ganz wenigen Szenen, ansonsten dürfen sie in Sergeant-Pepper-Kostümen lustig durch das Bild tanzen und neben der Heldin herlaufen. Schade um die durchaus charismatischen Schauspieler, die in den wenigen sinnvollen Dialogen Potenzial zeigen. Verschiedenste Zitate und Referenzen aus der Kunst-, Medien- und Esoterikwelt füllen konzeptlos die überfrachteten Bilder. Das Motiv der Auflehnung gegen eine gehemmte, an sinnlosen Ritualen festhaltende Gesellschaft, verknüpft mit neuen spirituellen Möglichkeiten der Kommunikation ergäbe ein durchaus spannendes Thema, allerdings untergräbt die Regisseurin mit ihrem Hang zu billigen Gags die Ernsthaftigkeit ihres eigenen Anliegens. So bleibt der Film vor allem ein farbenfroher, aber überlanger Trip in ein künstlerisches Universum, das in kürzeren Formen wohl wesentlich besser funktioniert.