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Auf der anderen Seite des Bettes / De l’autre côté du lit

Filmkritik

Auf der anderen Seite des Bettes

| Julia Kopetzky |

Gestresste Hausfrau und Mutter tauscht ihr Leben mit ihrem erfolgreichem Manager-Ehemann.

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C’est fini! Ariane hat endgültig die Nase voll vom Hausfrau- und Mutterdasein. Während ihr Mann Hugo die Karriereleiter unaufhaltsam hochklettert, jongliert sie Kinder, Hund und Haushalt ohne einen Funken Dank und Anerkennung. Um ihre Ehe zu retten, beschließen die beiden per Vertrag einen Rollentausch: Ariane wird zur toughen Geschäftsfrau und Hugo freut sich darauf, endlich mehr Zeit für seine Kinder zu haben.

Es ist ein weit verbreitetes Vorurteil, dass es sich bei französischen Filmen primär um komplizierte Menage-à-trois-Beziehungsdramen handle, alle paar Jahr schafft es auch die eine oder andere charmante Komödie in unsere Kinos. So wie A l’autre côté du lit, ein Film wie ein Soufflee, locker, luftig, leicht verdaulich – ein Genuss für den Augenblick, mehr nicht.

Aber genau das ist eben die Kunst, beim Soufflee wie bei der Komödie: Man muss die Sache punktgenau servieren, sonst fällt alles in sich zusammen. Die Geschlechtertauschgeschichte per se ist nichts Neues und schon seit Screwball-Zeiten ein beliebter Komödientopos. Auch Regisseurin und Drehbuchautorin Pascale Pouzadoux bedient sich in A l’autre côté du lit gängiger Klischees und Stereotypen beim Inszenieren der männlichen und weiblichen Gegenwelten. So ist Hugos Welt kühl, sachlich, stahlgrau, während bei Ariane das pastellfarbene Chaos herrscht. Kaum haben die beiden Rollen getauscht , werden sie von der jeweils andren Welt absorbiert, sie entdecken den Mann/die Frau in sich – nur um am Ende (grande surprise) festzustellen, dass weder das eine noch das andere allein selig machend ist. Bis es aber soweit ist, können die ewig schöne Sophie Marceau als auch und vor allem Danny Boon komödiantisch zeigen, was in ihnen steckt, und das ohne Rücksicht auf Moral und Anstand. Es wird ungeniert betrogen, gelogen, geschlagen, gefuchtelt, geküsst und geliebt mit einer Nonchalance wie man sie sich von französischen Komödien erwartet. Dass das ganze etwas schrill, überzeichnet und vermutlich nicht auf den Ehealltag übertragbar ist, tut dem Vergnügen – wenn man bereit ist sich darauf einzulassen – keinen Abbruch.

Ein entschärftes Hollywoodremake wird wohl nicht allzu lange auf sich warten lassen. Es stellt sich nur die Frage, ob etwa Jennifer Aniston und Gerald Butler ihre Eheprobleme mit annähernd soviel Charme und Leichtigkeit meistern, wie es Madame Marceau und Monsieur Boon vorgelegt haben.