Rammbock

Filmkritik

Rammbock

| Jörg Schiffauer |

Marvin Kren liefert eine originelle Variation des bewährten Zombie-Themas.

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Das klassische Genre Horror wurde in den vergangenen Jahrzehnten weitgehend von Produktionen aus Hollywood und Asien geprägt. Was den österreichischen Film angeht, so waren dessen Annäherungen an den Fachbereich Horror – soweit überhaupt vorhanden – in etwa so, als würde das österreichische Fußballnationalteam versuchen, sich das präzise Kurzpassspiel der spanischen Weltmeister anzueignen – also eine mehr als durchwachsene Angelegenheit. Überraschungserfolge sind aber nicht nur auf den Fußball beschränkt, denn der österreichische Regisseur Marvin Kren liefert mit seiner Variation des bewährten Zombie-Sujets eine mehr als beachtliche

Talentprobe ab. Dass Rammbock eine deutsche Produktion im Rahmen der ZDF-Reihe „Das kleine Fernsehspiel“ ist, wird der absehbaren Vereinahmung von Marvin Kren als Beweis für den Erfolg des heimischen Films keinen Abbruch tun – erfolgreiche Auslandsösterreicher wie Christoph Waltz mussten das schon über sich ergehen lassen.

Schon aufgrund seiner Länge von nur knapp sechzig Minuten muss Krens Inszenierung mit dramaturgischen Verknappungen operieren und sich gleichsam auf die Essenz seines Stoffs beschränken. Das Ausgangsszenario ist denn auch rasch skizziert: Der Protagonist Michael (Michael Fuith liefert dabei eine sehr originelle Version eines Anti-Helden ab) fährt nach Berlin, um seine Ex-Freundin zu einer letzten Aussprache zu bitten. Als er ihre Wohnung erreicht, breitet sich jedoch gerade ein mysteriöses Virus aus, das weite Teile der Bevölkerung in aggressive, blutgierige Gestalten verwandelt, die auf der Suche nach neuen Opfern durch die Straßen ziehen. Michael und einige weitere Bewohner verbarrikadieren sich in dem alten Mietshaus, der Kampf ums Überleben kann beginnen.

Der Plot von Rammbock beinhaltet zwar nichts, was dem routinierten Horror-Fan nicht schon etliche Male über den Weg gelaufen wäre, doch Regisseur Kren versteht es, die bekannten und bewährten Elemente eines zünftigen Zombiefilms effektvoll in Szene zu setzen. Seine Inszenierung generiert von Anfang an eine ungemein bedrohlich anmutende Atmosphäre, die trotz aller Dramatik und temporeicher Spannung sogar einige elegische Momente zulässt. Die klaustrophobische Enge und die zunehmend um sich greifende Hoffnungslosigkeit unter den im Mietshaus Eingeschlossenen erreichen zeitweilig eine bedrückende Intensität, die in diesem Genre durchaus nicht immer anzutreffen ist. Mit Rammbock ist Marvin Kren ein Spielfilmdebüt gelungen, das man sich im österreichischen Film öfter wünschen würde.