Salt – Angelina Jolie

Filmkritik

Salt

| Frank Arnold |

Angelina Jolie kämpft sich als CIA-Agentin durch routiniert in Szene gesetztes Genre-Kino.

Werbung

Ich bin keine Agentin!”, presst die Frau hervor. Dass man sie in einem nordkoreanischen Kerker dennoch foltert, sind wir gerne bereit zu glauben, zumal es sich bei ihr um Angelina Jolie handelt. Nachdem sie im Zuge eines Gefangenenaustausches in die Freiheit schreiten kann, erfährt der Zuschauer allerdings, dass Evelyn Salt sehr wohl Agentin ist.

Agentenfilme handeln von falschen Identitäten, dem Gesagten und dem Gesehenen ist nicht zu trauen. Das sollte man im Kopf behalten, selbst ein Mord kann sich als Inszenierung erweisen. Zwei Jahre später ist Evelyn Salt immer noch eine leitende Angestellte im selben Industrieunternehmen, das in Wirklichkeit eine Tarnfirma der CIA ist. Als eines Tages ein russischer Überläufer auftaucht und von einem Komplott berichtet, den russischen Premierminister bei einem Staatsbesuch in New York zu ermorden, gerät ihre Welt aus den Fugen, denn der Name des Agenten, der diese Tat ausführen soll, ist ihr eigener.

Der Zuschauer sieht  sich in die Zeit des Kalten Krieges zurückversetzt, den Mythos vom „Schläfer“ wiederbelebt, von russischen Agenten, die in den USA jahrzehntelang mit einer falschen Identität als unscheinbare Bürger leben, um am Tag X auf ein Signal zu reagieren und Sabotageakte durchzuführen. Dass kurz vor der Premiere von Salt tatsächlich eine Gruppe russischer Agenten in den USA enttarnt wurde, hat der PR-Kampagne des Films auch nicht geschadet.

Fortan befindet sich Evelyn Salt also auf der Flucht. Wenn sie ihren Verfolgern immer einen Schritt voraus ist und auch scheinbar ausweglose Situationen meistert – etwa aus einem verriegelten Raum entkommt –, dann identifiziert sich der Zuschauer mit ihr. Dennoch sät die Inszenierung Zweifel, ob wir es hier wirklich mit der unschuldig Gejagten zu tun haben. Zwischen den Fronten agierend, scheint sie ihre eigene Agenda zu verfolgen. Aber worin besteht die? Wer sind ihre Freunde oder wer ihre Gegner?

Von dem Australier Phillip Noyce als Mischung aus seinen beiden Adaptionen von Tom-Clancy-Spionage-Romanen (mit Harrison Ford in der Rolle des unerschrockenen CIA-Agenten Jack Ryan) und der hautnahen Ästhetik der Bourne-Trilogie (ebenfalls ein Agent auf der Suche nach der eigenen Identität) inszeniert, hält Salt zumindest wegen des Tempos die Spannung bis zum Schluss – an dem sogar noch das Gespenst der nuklearen Auslöschung beschworen wird – aufrecht.

Das Ende bleibt offen, in Franchise-Zeiten ist diese Option für eine Fortsetzung vertraut. Dabei gibt es die schon lange: Don Siegels Film Telefon aus dem Jahr 1977.