Mammuth

Filmkritik

Mammuth

| Bettina Schuler |
Gérard Depardieu zeigt, dass er immer noch ein glänzender Schauspieler ist.

Gérard Depardieu war noch nie ein Fliegengewicht. Aber so gewaltig wie in diesem Film hat man seinen Bauch noch nie gesehen. Und selbst wenn das gewaltige Ungetüm mal nicht zu sehen ist, so sieht man doch jeder von Depardieus Bewegungen an, welches Gewicht er mit sich herumschleppt.

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Doch der Bauch ist weit mehr als ein optischer Blickfang, er ist zugleich ein Schutz für den weichen Kern, der in diesem Koloss steckt und den er seit einem tragischen Ereignis in seiner Jugend hinter einer Masse an Fleisch versteckt. Jahrelang hat Mammuth funktioniert, sich von seinen Gefühlen und Wünschen mit Arbeit abgelenkt. Nun, nach seiner Pensionierung, weiß er nicht mehr, wohin mit sich, und versucht die Zeit damit totzuschlagen, dass er die am Fenster vorbeifahrenden Autos zählt. Als seine Frau ihn bittet, alle seine alten Arbeitsstellen abzuklappern, um sich einen Nachweis für den Rentenbescheid ausstellen zu lassen, beginnt er mit seinem Motorrad eine Reise in die Vergangenheit, an deren Ende er endlich wieder eine Perspektive für die Zukunft hat.

Bereits bei ihrem letzten Film haben die beiden Regisseure Benoît Delépine und Gustave Kervern bewiesen, dass sie wahre Könner in Sachen schwarzer Humor sind. Ein Talent, das sie auch in ihrem neuen Film – wenn auch weniger dominant – wieder unter Beweis stellen. Auch die Schauspielerin Yolande Moreau konnte in Louise Hires A Contract Killer bereits zeigen, dass eine gute Komödiantin keiner billigen Grimassierung bedarf. Und dass eine Szene wie die, in der sie in der Rolle von Mammuths Ehefrau Catherine verzweifelt mit der automatischen Telefonvermittlung kämpft, schon für sich allein genommen genug Situationskomik besitzt. Mit ihrem grimmig-skeptischen Blick verkörpert Yolande alias Catherine einen ganz bestimmten Typ Frau, der im Leben nichts geschenkt bekommen hat, aber trotzdem weiterkämpft, weil sie, verdammt noch mal, ein Recht auf ein kleines Stück vom großen Kuchen Glück hat. Damit ist sie der perfekte Gegenpart zu ihrem Mann, der sich mit allem abfindet und erst dann beginnt, sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, als er zum Innehalten gezwungen wird.

Vielleicht sind die beiden ein etwas zu klischeehaftes Paar, in dem der Mann den passiven und die Frau den aktiven Part übernimmt, in jedem Fall aber sind Catherine und Mammuth ein gutes Beispiel dafür, dass es zwei Möglichkeiten im Leben gibt: sich entweder von einer Station zur nächsten treiben zu lassen – oder das Ruder selbst in die Hand zu nehmen.