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Kottan ermittelt

Kottan ermittelt

Inspektor gibt’s an

| Oliver Stangl |

27 Jahre lang war er suspendiert – jetzt ermittelt er wieder: der zur Kultfigur gewordene Polizeimajor Adolf Kottan. Und er kommt nicht allein.

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Mehr als zweieinhalb Jahrzehnte nach der letzten Fernsehfolge ist es also soweit. Nach zahlreichen Gerüchten und mehreren Anläufen des Originalautors Helmut Zenker (1949–2003) kehrt Kultkieberer Adolf Kottan in Rien ne va plus zurück. Eigentlich seit 27 Jahren vom Dienst suspendiert, lässt er sich von Polizeipräsident Pilch wieder einspannen, um einen Kredit auf sein Gartenhaus zurückzahlen zu können (die Bank, die ihre öffentlichen Geschäftsbedingungen hinter einer Topfpflanze aufhängt, hat den Schilling einfach 1:1 in Euro umgewandelt). Diesmal soll er in einer Mordserie ermitteln, der Teilnehmer eines illegalen Pyramidenspiels zum Opfer fallen. Zu den Verdächtigen gehören Millionenbetrüger mit Fußfessel ebenso wie hohe Polizeitiere, die den armen Pilch, der mittlerweile Kakerlaken statt Fliegen jagt, entmachten möchten. Das wäre genug Stoff für einen schrägen Krimi mit gesellschaftskritischen Zwischentönen – und tatsächlich werden Themen wie der Fall Zogaj, die Skandale um Bawag und Meinl oder der Überwachungsstaat ziemlich deutlich angesprochen. Allerdings zündet nicht jede Pointe, manche Nebencharaktere bleiben ziemlich blass, und die in der Serie so großartig eingesetzte Selbstreferenzialität wirkt diesmal etwas gezwungen. Doch wenn der eingefleischte Kottan-Fan die übermächtige Erwartungshaltung einmal ablegt hat, bleibt noch genug Spaß übrig – was vor allem am spielfreudigen Ensemble liegt.

Auf Basis eines Zenker-Romans und nach einem Drehbuch von Zenkers Sohn Jan versammelt Stammregisseur Peter Patzak viele Schauspieler von damals – und ebenso viele neue. „De neich’n Oid’n – oder die oid’n Neich’n“, wie Kottan zu Beginn das Publikum wissen lässt. Lukas Resetarits legt Kottan diesmal ruhiger an als zu TV-Zeiten, als cholerische Ausbrüche nicht selten vorkamen – das Wuchteldrucken hat er aber nicht verlernt: „Wissen Sie, wie ma a Oaschloch neugierig mocht?“ „Nein.“ „I sog’s Ihna morgen.“  Udo Samel (der besonders gern Österreicher zu spielen scheint, schließlich hat er schon Franz Schubert und Bruno Kreisky verkörpert) führt auf seine Weise das Weinzierl’sche Erbe des Wahnsinns fort, Robert Stadlober schaut als Schrammel (früher von C.A. Tichy verkörpert) herrlich doof drein, und Bibiana Zeller spielt Kottans Frau Ilse in ihrer unnachahmlichen Art so, als wäre die Serie erst gestern zu Ende gewesen. Einer jedoch stiehlt allen die Show: Der neiche Schremser (in der Serie von Walter Davy gespielt) wird von Johannes Krisch (Revanche) dargestellt – und erweist sich als brillanter Song-and-Dance-Man. Seine Tanz- und Gesangseinlage zu „Chantilly Lace“, bei der die Krücke zur Partnerin wird, muss man gesehen haben. Und mit langer Mähne, Dreitagebart und runder Sonnenbrille sieht er ohnehin extracool aus. Dass Kottan’s Kapelle diesmal selbst performt, ist übrigens ein weiterer Pluspunkt. Ergebnis der Ermittlungen: etwas uneben, aber oft ein Spaß.