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72 Stunden – The Next Three Days

72 Stunden – The next three Days

72 Stunden – The Next Three Days

| Jörg Schiffauer |

Ein Justizirrtum zwingt einen Durchschnittsbürger, das Gesetz zu brechen.

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Das Leben von John Brennan (Russell Crowe) könnte nicht besser verlaufen. Als Lehrer hat er einen durchaus angenehmen Job, seine Ehe verläuft harmonisch, und der kleine Sohn komplettiert das private Glück. Doch diese Idylle wird von einem Moment auf den anderen auf den Kopf gestellt, als eines Morgens die Polizei das Haus stürmt und seine Frau Lara (Elizabeth Banks) vom Fleck weg verhaftet. Sie wird beschuldigt, nach einem Streit ihre Chefin erschlagen zu haben. Zunächst hofft das Ehepaar noch, die nur auf Indizien basierende Anklage würde sich bald als unberechtigt herausstellen, doch das für John Brennan Unfassbare geschieht: Lara wird verurteilt, ein Verdikt, das schließlich auch in letzter Instanz bestätigt wird. Als Lara auch noch einen Selbstmordversuch unternimmt, sieht der biedere Professor nur mehr einen Ausweg, um seine Familie zu retten: Er muss einen Ausbruch seiner Frau aus dem Gefängnis bewerkstelligen.

Diese Ausgangssituation wäre solide Grundlage für einen zumindest anständigen Genre-Film, und mit Paul Haggis für Regie und Drehbuch verantwortlich, könnte man berechtigterweise annehmen, dass The Next Three Days eine sichere Sache wäre. Doch der versierte Autor und Regisseur Haggis – der etwa mehrere Skripts für Clint Eastwood verfasste und für seinen eigenen Film Crash mit Auszeichnungen überhäuft wurde – hat offenbar keinen rechten Zugang zu dem Stoff gefunden. Den Kriminalfall und den Weg durch die Gerichtsinstanzen verdichtet Haggis in einer knappen Exposition, um sich dann auf die Planung des Ausbruchs zu konzentrieren. Was dann für den Protagonisten primär zu einem logistisch aufwändigen Unterfangen wird, das jedoch kaum Spannungsmomente zu generieren weiß. Selbst das Szenario, das eigentlich Reibungsflächen geradezu aufdrängt – nämlich das erzwungene Abtauchen des bisherigen Musterbürgers Brennan in die Kriminalität – verläuft weitgehend friktionsfrei, sowohl die inneren als auch die handfesten Konflikte betreffend. Zudem spielt Russell Crowe seine Rolle mit genau kontrollierter Routine, was jedoch angesichts einer Figur, die sich zu Verzweiflungstaten wie einen Gefängnisausbruch gezwungen sieht und sich ohnehin permanent im mentalen Ausnahmezustand befindet, so passend erscheint, wie eine spontane Aktion generalstabsmäßig vorzubereiten. Einen spannenden Moment gibt es dennoch, nämlich als der Protagonist unvermittelt mit der Frage konfrontiert wird, ob seine Frau nicht vielleicht doch schuldig sein könnte. Den Moment lässt Haggis Inszenierung leider ungenutzt verstreichen.