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Freundschaft Plus

Freundschaft Plus

| Alexandra Seitz |

Quietsche-Ente statt Schwanengesang: Natalie Portman unternimmt eine fade Irrfahrt auf dem Weg in den Ehehafen.

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Als Teenager treffen sich Emma und Adam zum ersten Mal. Es ist die Abschlussparty des Sommerferienlagers, und alle knutschen. Auch Adam würde gerne fummeln, doch die nüchterne Emma verbittet sich dergleichen Annäherungen. Es wird das bestimmende Muster ihrer Kontakte werden. Denn selbstverständlich begegnen einander Emma und Adam im Laufe der Jahre noch des öfteren und selbstverständlich immer zufällig. Bis sie eines schönen Morgens ebenso selbstverständlich zufällig im Bett miteinander landen und feststellen, dass sich das gut anfühlt. Was nun?

Emma arbeitet als Ärztin, hat eigentlich keine Zeit für einen Freund und sowieso keine Lust darauf, dass ihr ein Mann sagt, wo’s lang geht. Adam wiederum versucht, als Fernseh-Autor Fuß zu fassen und hadert mit der Neuigkeit, dass sein spritziger Vater seine Ex-Freundin an Land gezogen hat. Derart vorbelastet verfallen Emma und Adam auf die Idee, eine rein körperliche Beziehung ohne Verpflichtungen miteinander führen zu wollen. Jeder weiß, dass das auf die Dauer nicht funktioniert. Jeder. Wirklich jeder. Nur die Drehbuchautoren Hollywoods offenbar nicht. Wie sonst wäre zu erklären, dass No Strings Attached von Ivan Reitman statt einer zeitgemäßen Diskussion des Problems der Vereinbarkeit von Lusterfüllung und Unabhängigkeit im Zeichen geänderter Geschlechterrollen lediglich die nach altbekanntem Muster ablaufende Bekehrung zum traditionell in der Ehe gelebten Propagandabegriff „Liebe“ bietet. Noch dazu – und das ist die eigentliche Sünde dieses vorgestrigen Films – unter weitestgehender Vermeidung von Sex.

Leidlich originell kann es der gutwilligen Zuschauerin immerhin scheinen, dass diesmal die Frau vom Mann davon überzeugt werden muss, ihren libertinären Lebenswandel zugunsten des monogamen Glücks aufzugeben und nicht, wie sonst üblich, umgekehrt. Das ändert aber auch nichts daran, dass am Ende der ansonsten nach Schema F ablaufenden Widerspenstigen-Zähmung die traute Zweisamkeit mit all ihren romantisch übertünchten Besitzansprüchen wartet. Wieder einmal stellt sich also die Frage, ob Hollywood jemals aufhören wird, an der Lebensrealität seines weiblichen Publikums ignorant vorbei zu produzieren und es bei dieser Gelegenheit für dumm zu verkaufen? Im Übrigen gilt: Wer Natalie Portman eine tatsächliche Frau verkörpern und nicht eine von Männern fantasierte Schablone darstellen sehen will, der sollte sich Black Swan anschauen.