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The Mechanic

Filmkritik

The Mechanic

| Axel Estein |

Feinmechanik für makroinvasive Pferdeabdecker

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1972 drehte Michael Winner The Mechanic. Er skizzierte moralfrei die Getriebemechanik des Geschäfts der Auftragstötung. Für seinen Killer, damals Charles Bronson, der Archetyp des brutalen Eisenfressers, galt lediglich die Maxime: Befolge die Regeln des bezahlten Tötens. Darüber hinaus ist Mord „only killing without a licence.“ Nun versucht sich Simon West an der Neuverfilmung. Unter der hochglanzpolierten Karosserie des Remakes befindet sich aber kein mit Mikrometertoleranz konstruierter Bolidenmotor, sondern lediglich eine herkömmliche Dampfmaschine, die eine Menge heiße Luft produziert. Brachiale Techniken und grobes Gerät bestimmen das Geschehen. Die Aktionen des smarten Jason Statham, der jetzt den Killer spielt, sind alles andere als akribisch geplante, chirurgische Eingriffe. Fans simpler Statham-Action wird das nicht stören.

Welches sind die Ziele, die Simon West mit der Neuverfilmung verfolgt? Mehr als schneller pekuniärer Zuwachs für ihn selbst und eskapistische Unterhaltung für das Publikum ist schwer vorstellbar. Was hat ihn am Original gereizt? Schwer zu sagen. Denn alles, was den recht durchschnittlichen, aber durch desillusionierten, zynischen Pessimismus bestimmten Film auszeichnete, hat West entweder ignoriert, eliminiert oder nicht verstanden. Winners Film transportiert etwas – beabsichtigt oder nicht – über seinen eigentlichen Zweck, die simple Unterhaltung, hinaus: einen Erkenntnismehrwert, das seltsam Andere und Fremde, das quer liegt zum gesellschaftlichen Konsens, das herausfordert und ein intellektuelles Spannungsmoment erzeugt. Genau dieses Element, das gutes Genre oder Exploitation schon immer ausgezeichnet hat, fehlt Wests Film. Schon die banale inhaltliche Essenz des Originals, das eine eiskalte behavioristische Studie in uhrwerkhafter prozessuraler Effizienz und Logik ist, hätte eines besseren Regisseurs bedurft, als West je einer sein wird; und für den existenzphilosophischen Gehalt schon sowieso. Den ersetzt West durch Gefühlsduseleien.

Was hat sich geändert in den letzten 40 Jahren? Was unterscheidet Charles von Marilyn Manson? Watergate von WikiLeaks? Ölkrise von Finanzkrise? Vietnam von Afghanistan? Soviel ist sicher: Die Mechanismen der Täuschung wurden von denen, die ein Interesse daran haben, über die Jahre erheblich verfeinert. So sehr, dass die meisten Menschen sogar schon vergessen haben, auch nur zu fragen, wie die Dinge funktionieren. Die Neuverfilmung von The Mechanic macht zumindest stutzig, was eigentlich schiefläuft. Klar ist nur, dass kritische Impulse jedweder Art unerwünscht sind.