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Schwarzkopf

| Oliver Stangl |

Dokumentarisches Porträt des Rappers Nazar

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Der gebürtige Iraner Ardalan A. aka Nazar kam mit knapp drei Jahren nach Österreich und ist mittlerweile, mit 27, ein Star der Hip-Hop-Szene. Und er ist ein Schwarzkopf, also ein männlicher Jugendlicher mit migrantischem Background. Nazars Bekanntheit ist mit Skandalen verbunden – so verbrachte er fünf Wochen in Untersuchungshaft, nachdem er beschuldigt wurde, einen Raubüberfall begangen zu haben, und die „Kronen-Zeitung“ titelte ob seiner wütenden Texte mit aufgeregten Schlagzeilen. Der Film beginnt denn auch mit einem Ausschnitt aus einer Talk-Sendung, in der FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky am Beispiel eines Nazar-Textes vor radikalen islamischen Umtrieben in Österreich warnt, und folgt sodann dem frisch aus dem Gefängnis gekommenen Rapper. Wir sehen Nazar (meist von mehreren Kameras begleitet) im Aufnahmestudio, auf der Bühne, beim Songtexten, beim Dreh von Musikvideos oder beim Abhängen mit Freunden und hören ihn über das Fremdsein in Österreich, seinen Zorn und seine Musik sprechen.

Regisseur Arman T. Riahi, 1981 im Iran geboren und in Wien aufgewachsen, kennt Nazar bereits seit seiner Jugend, was ihm wohl den Zugang zum Rapper und seinem Umfeld erleichtert haben dürfte. Denn das größte Verdienst des Dokumentarfilms (der bei der diesjährigen Diagonale mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde) ist es, dass er dem Zuschauer Einblick in eine migrantische (Musik-)Szene verschafft, die für Outsider normalerweise nicht zugänglich ist. Dass der Film nicht nur bei Nazar verharrt, sondern auch junge Menschen und angehende Rapper aus Stadtrandsiedlungen zeigt, ist jedoch Stärke und Schwäche des Films zugleich, denn oft werden die Probleme der Jugendlichen – Spielsucht, Außenseitertum, Jobprobleme – zu kurz angeschnitten, um den Zuschauer wirklich Anteil nehmen zu lassen. Man hätte sich stattdessen ein ausführlicheres Porträt Nazars, der als Mensch nicht wirklich greifbar wird, gewünscht. Einblicke in den Alltag der beinahe ausschließlich männlichen jungen Migranten beeindrucken dort am meisten, wo mit Musik versucht wird, das Leben zu meistern. In der Form des Rap können die Jungen ihren Zorn und ihre Frustration abbauen, aber auch ihren Gefühlen, Träumen und Hoffnungen Ausdruck verleihen.

Auch wenn einige Szenen (nach)gestellt wirken, ist Schwarzkopf ein insgesamt interessanter Einblick in das Leben einer Parallelgesellschaft – dass der Film dabei nicht in oberflächlichem Ghetto-Pathos und Sozialtristesse verharrt, ist ihm anzurechnen.