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Das Blaue vom Himmel

Das Blaue vom Himmel

| Bettina Schuler |

Ein Familiendrama ohne Herzblut

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Irgendetwas stand immer zwischen Marga (Hannelore Elsner) und ihrer Tochter Sofia (Juliane Köhler). Doch erst als Marga, gezeichnet von der Demenz, beginnt von der Vergangenheit zu erzählen, kommen Dinge zu Tage, die sie ein Leben lang vor Sofia verheimlichen wollte. Diese Spur aus Erinnungsfetzen, die Marga unbeabsichtigt für ihre Tochter legt, führen Sofia zurück in ihren Geburtsort Riga, wo sie nicht nur mitten in die Unabhängigkeitsbestrebung der Letten gerät, sondern auch endlich erfährt, warum sie sich von ihrer Mutter nie geliebt fühlte.

Regisseur Hans Steinbichler hat eine Vorliebe für Familiendramen. Das bewies er bereits mit seinem Kinodebüt Hierankl, in dem er eine junge Frau bei dem 60. Geburtstags ihres Vaters mit der scheinheiligen Familie abrechnen ließ und das zeigt er auch wieder mit seinem neuen Film Das Blaue vom Himmel. Denn auch hier dreht sich wieder alles um eine konfliktreiche Mutter-Tochter-Beziehung. Und wieder ist der Kern allen Übels die Liebe, für welche die Mutter eine Lüge auf sich lud mit der sie von vornherein die Beziehung zu ihrer Tochter zerstörte.

Durch Rückblenden in die Dreißiger Jahre, in denen Steinbichler über Margas Vergangenheit in Riga erzählt, eröffnet der Plot neben dem Mutter-Tochter-Konflikt eine zweite Erzählebene, in welcher der Zuschauer alles über die Beziehung zwischen der jungen Marga – gespielt von der zauberhaften Karoline Herfurth –  und dem Letten Juris (Niklas Kohrt) erfährt, der später Sofias Vater werden sollte.

Doch trotz opulenter Bilder und emotionsgeladener Klaviermusik lässt einen diese dramatische Liebesgeschichte zwischen Marga und Juris ebenso unberührt wie die spannungsgeladene Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Was zum Großteil sicher an den einfallslosen Bildern liegen mag, die Steinbichler für die Visualisierung deren Konflikte wählt, wie zum Beispiel ein Schlittschuhlauf bei dem Mutter und Tochter Händchen halten, als Symbol für die sanfte Annäherung der beiden. Zum anderen auch an den plattitüdenhaften Dialogen, die dem Niveau eines schlechten Fernsehfilms entsprechen.

Allein Steinbichlers Versuch, dem Zuschauer die lettische Geschichte ein wenig näher zu bringen, in dem er einen Zeitbogen von den Dreißiger Jahren – Margas Jugend –  bis zu den Neunzigern, der Film-Gegenwart, zieht, mag dem Regisseur bei diesem Film wirklich geglückt sein. Und so bleibt der Zuschauer am Ende zwar ein bisschen schlauer, dafür aber völlig unberührt zurück.