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In einer besseren Welt

Filmkritik

In einer besseren Welt

| Walter Gasperi |

Packend gespieltes, aber auch sehr konstruiertes Drama über Gewaltfreiheit und Rache

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Dänemark scheint in Susanne Biers unter anderem mit dem Oscar für den besten nicht englischsprachigen Film ausgezeichneten Drama nur auf den ersten Blick eine bessere Welt zu sein als ein unter einem Bürgerkrieg leidendes afrikanisches Land. Während in letzterem nämlich der pazifistisch gesinnte Arzt Anton (Mikael Persbrandt) sich bei seinen humanitären Einsätzen immer wieder mit den Grausamkeiten eines Warlords konfrontiert sieht, wird in Dänemark sein introvertierter zwölfjähriger Sohn Elias (Markus Rygaard) in der Schule tagtäglich gemobbt. Dies ändert sich erst, als mit Christian (Jøhnk Nielsen) ein neuer Schüler auftaucht, der sich auf die Seite von Elias stellt und brutal zurückschlägt.

Alttestamentarisches „Auge um Auge“ und neutestamentarisches „Halte auch die andere Wange hin“ treffen so in Christian und Anton aufeinander. Als die beiden Jugendlichen bei einem Heimaturlaub Antons erleben, wie hilflos dessen Schlichtungsversuche eines Konflikts sind und welche Demütigungen er vor ihren Augen über sich ergehen lässt, glaubt speziell Christian auch diesen Peiniger mit einer drastischen Strafmaßnahme in die Schranken weisen zu müssen. Aber auch Anton selbst wird wenig später in Afrika mit den Grenzen seiner Gewaltfreiheit konfrontiert, als der verletzte Warlord fordert, behandelt zu werden. Die Konstruiertheit des zwischen Afrika und Dänemark pendelnden Dramas ist nicht zu übersehen, doch ist In einer besseren Welt so geschickt und dicht aufgebaut, dass er dennoch packt. In bester Dogma-Manier zieht Susanne Bier den Zuschauer mit Handkamera, schnellem Schnitt und zügiger Erzählweise von Anfang an ins Geschehen und kann dabei auch auf eine hervorragende Besetzung vertrauen. Stets neu formuliert sie im Verlauf des Films bohrend moralische Fragen und stellt das Gutmenschentum Antons in Frage: Nichts scheint der Arzt damit in einer Welt ausrichten zu können, in der Gewalt und das Recht des Stärkeren in politischen Konflikten ebenso wie in zwischenmenschlich-privaten Auseinandersetzungen als sinnvolles und legitimes Lösungsmittel angesehen werden.

Am Ende allerdings verwässert Bier ihren intensiven Film, wenn sie angesichts der bedrückenden realen Verhältnisse sichtlich Trost spenden will. Da müssen dann eben Einsicht und Entschuldigung stehen, muss sich die Beklemmung lösen und die Welt zumindest in Dänemark hollywoodgerecht so heil werden, wie sie wohl nicht nur im Wunschtraum der Regisseurin sein sollte.