Extraterrestrisches Wesen, wackere Cops und Katastrophen – Neues von J.J. Abrams
Es beginnt wie ein harmloser Kinderfilm. Im Jahr 1979 dreht eine Schulklasse unter Leitung eines ebenso korpulenten wie ambitionierten Nachwuchsregisseurs einen Super-8-Gruselstreifen mit der hübschen Mitschülerin Alice in der Hauptrolle. Bei Nachtaufnahmen am Provinzbahnhof verunglückt ein Güterzug mit gewaltigen, nicht enden wollenden Explosionen, und der Kinderfilm entwickelt sich zum Katastrophen-Thriller. Militär rückt an und besetzt das Gebiet, es herrscht Kriegsfilm-Atmosphäre. Im weiteren Verlauf mutiert der von J.J. Abrams spektakulär in Szene gesetzte Film, bei dem Steven Spielberg als Produzent fungierte, zum Monster-Horror-Science-Fiction-Genremix – mit Schockbildern, die Kinder in Angst und Schrecken versetzen dürften. Ganz familiengerecht ist aber dann wieder das mit melodramatischen Orchesterklängen hochgejubelte pathetisch-versöhnliche Ende.
Dabei ist die Handlung voller Ungereimtheiten und überfrachtet mit allerlei Subplots. Unbegreiflich beispielsweise, dass alle Jung-Cineasten das Inferno beim Zugunglück unversehrt überleben und ihren Film später unbehelligt in den Trümmern an der nicht abgesperrten Unfallstelle weiterdrehen können. Neben dem tumultuösen Hauptplot entspinnt sich eine frühpubertäre Romeo-und-Julia Romanze zwischen Alice und Joe, dem Modellbauer und Make-up-Spezialisten des Amateurfilmprojekts. Die Väter der beiden sind verfeindet, ihre Beziehungen zu den Kindern konfliktbeladen. Joes Daddy ist Vize-Sheriff und wird nach dem Tod seines
Vorgesetzten als leitender Ermittler der Polizei zum Helden einer Krimi-Nebenhandlung. Bloß rudimentär entwickelt ist die Hintergrund-Story mit einem gar nicht niedlichen E.T., der eigentlich nur nach Hause will. Doch feindlich gesinnte Militärs reizen den Außerirdischen zu Gewalttaten, wie schon im Sci-Fi-Klassiker The Day the Earth Stood Still – nur dass es hier sehr viel mehr kracht. Insgesamt gesehen wirkt Super 8 wie eine Variation der Transformers-Erfolgsformel.
Die schauspielerisch schönste Szene liefert Elle Fanning in der Rolle der Alice, als sie das Schülerfilm-Team bei Dreharbeiten mit einem gefühlvollen Auftritt in den Bann schlägt. Was darauf hindeutet, dass Elle – Schwester des ehemaligen Kinderstars Dakota Fanning – ebenfalls eine steile Kinokarriere machen könnte.